Wozu brauchen Sie denn noch ein Betriebssystem? Sie haben doch einen Browser! Klingt radikal? Mag sein – aber dennoch ist das bald die Realität.
Ein Kommentar von Dirk Eisenberg, Technical Director Cloud & Mobile Management bei Matrix42
Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass immer mehr Nutzer flexibel arbeiten wollen. Sie sind mobil und arbeiten mit verschiedensten Endgeräten. Sie erwarten ganz selbstverständlich, zeit- sowie ortsunabhängigen Zugriff auf Informationen, Daten und Prozesse. Diese Entwicklung, von Gartner „Computing Everywhere“ genannt, ist einer der Top-Tech-Trends 2015.
Anzahl der Apps und Applikationen steigt
Mit der steigenden Nutzung mobiler Endgeräte – laut Forrester steigt die Zahl der weltweit genutzten Tablets bis 2017 auf 905 Millionen an – geht natürlich auch die Anzahl der mobilen Apps bzw. der Webapplikationen massiv in die Höhe, während klassische Anwendungen schrumpfen. Auch die Hersteller von Line-of-Business-Anwendungen sind längst auf diesen Zug aufgesprungen. Sie bieten Webapplikationen für ihre Produkte an – so wie etwa Office365, Sales Force CRM, Matrix42 Workspace Management 2015 oder SAP Business One – und damit die Möglichkeit der Nutzung via Browser. Bis 2018, prognostiziert Gartner, werden die mobilen Geräte, die Computing Arten, die Anwenderumgebungen sowie die Interaktionsmöglichkeiten ins Unermessliche steigen. Das Institut sagt, bedingt durch die enorme Anzahl an mobilen Endgeräten eine Verdoppelung bzw. Verdreifachung der mobilen Arbeitskräfte voraus. Die unterschiedlichen Benutzeroberflächen und Apps ermöglichen den Nutzern die gewünschte Flexibilität, indem sie sich individuell genau jene Tools aussuchen, die sie benötigen.
Das Betriebssystem wird unnötig
Wenn die Programme, die Mitarbeiter täglich nutzen (z. B. Office), über das Web verfügbar sind, stellt sich die Frage, ob es noch Sinn macht, sie auch lokal zu installieren. Warum den Aufwand und die Kosten für eine dezentrale Datenverwaltung einsetzen, wenn mit zentralen Lösungen sogar noch bessere Kundenzufriedenheit erzeugt werden kann und dabei auch noch Kostenvorteile drin sind? Klingt bestechend – funktioniert aber leider nicht uneingeschränkt. Warum? Weil es nun mal immer noch Orte und Situationen gibt, in denen man keine Internetverbindung hat. Das klassische, aber immer noch gültige Beispiel schlechthin ist der Eisenbahn-Tunnel. Wer öfter mal Zug fährt, kennt das Problem nur zu gut.
Always on? Nein, aber meistens
Niemand ist tatsächlich immer online. Es gibt Situationen und Orte, unter anderen eben die berüchtigten Eisenbahn-Tunnel, die keine Verbindung ins Internet zulassen. Also brauchen wir sie doch noch, die lokal installierten Betriebssysteme und Anwendungen? Nein. Mit HTML5 kommt die Offline-Fähigkeit für die mobile Welt. Und damit wird der Browser zum Tor für alle Anwendungen eines Nutzers. Er mutiert zum plattformübergreifenden Betriebssystem der Zukunft. Wenn man aber bedenkt, dass schon jetzt durchschnittlich 66 verschiedene SaaS-Anwendungen pro Unternehmen genutzt werden, drängt sich die Frage nach der Verwaltung – und zwar für Anwender und IT-Abteilung - geradezu auf.
Ordnung und Überblick im App-Chaos
Bei den Anwendern nimmt die Anzahl der zu verwaltenden Internetadressen und Login-Daten mit jeder neuen Lösung, die sie nutzen, zu. Damit erhöht sich gleichzeitig der Druck auf die IT, einen einfachen Einstieg für möglichst alle Anwendungen anzubieten. Darüber hinaus hat die IT aber auch die Verantwortung für die Informationssicherheit und den Datenschutz, muss die Kosten im Auge behalten und dafür sorgen, dass keine Lizenzverletzungen passieren. Mit einer einfachen Single-Sign-On-Lösung ist es daher in der Regel nicht getan.
Unterstützung leistet viel eher ein modernes Workspace-Management, bei dem nicht mehr die einzelnen Geräte, Apps oder Inhalte verwaltet werden. Dem Anwender wird vielmehr eine persönliche Cloud bereitgestellt. Diese setzt sich aus mehreren Geräten, sehr vielen unterschiedlichen Anwendungstypen (z. B. mobile, virtuelle oder physische Apps, SaaS Apps), verschiedenen Datencontainern (z. B. SharePoint, Google Drive, etc.) sowie vielfältigen digitalen Identitäten (z. B. AD Account, Google ID, Apple ID, o. ä.) und heterogenen IT-Diensten zusammen. Die IT-Mannschaft kann diese Cloud von einer zentralen Plattform aus verwalten und betreuen. Damit kann den Anwendern deutlich mehr Komfort und Selbstbestimmung geboten werden, ohne, dass die IT die Kontrolle abgeben muss. Denn moderne Workspace Management Tools umfassen, neben dem von den Anwendern gewünschten Single-Sign-On, die vollständig automatisierte Geräte- und Anwendungsverwaltung (Erstellen, Aktualisieren, Löschen), mobile und native Applikationsverteilung sowie die Möglichkeit, Verbrauchs- und Nutzungsdaten zu sammeln und ein Compliance-Modul bereitzustellen.
Kontrolle über den gesamten Lebenszyklus
Diese Lösungen geben der IT die Kontrolle über den gesamten Lebenszyklus von Anwendungen und Identitäten. Klingt gut, aber was heißt das konkret? Ein Beispiel: Angenommen, ein Mitarbeiter verlässt das Unternehmen. Dann sperrt die IT mit nur einer Maßnahme – nämlich dem Sperren des Accounts – automatisch auch alle anderen Accounts dieses Mitarbeiters. Login-Daten und unternehmensrelevante Daten sind sicher – und zwar ohne großes Kopfzerbrechen. Zukunftsmusik? Nein, die Lösungen, etwa MyWorkspace von Matrix42, sind vorhanden. IT-Verantwortliche, die ihren Anwendern agile und flexible IT-Services anbieten wollen, können jederzeit umsteigen – zum Browser als Betriebssystem.