Seit geraumer Zeit stellen renommierte Studien fest, dass die wirtschaftliche Leistung Österreichs im internationalen Vergleich sich auf einem absteigenden Ast befindet. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ein wesentliches Merkmal zeigt sich in dem in allen Bevölkerungsschichten vorhandenen Beharrungsvermögen. Kreative Lösungsvorschläge wären durchaus vorhanden, scheitern aber an dem verbindenden oder trennenden „aber“. In unserer Denke sehen wir sofort mögliche Probleme und sind konsequent beim Erkennen des oder der Verantwortlichen. Diese Analyse mag in vielen Fällen durchaus berechtigt sein. Wenn es aber darum geht Veränderungsprozesse zu bewältigen, dann bremst engstirniges, sehr oft egoistisches ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedachtes Verhalten unsere Aktivitäten ein.
Die verschiedenen Faktoren der Leistungsfähigkeit eines Landes sind nun mal untrennbar miteinander verbunden. Ein Land dessen gesellschaftliches Bildungsniveau sich nicht den Herausforderungen der Umwelt anpasst kann letztendlich nicht wettbewerbsfähig sein. Bildung beschränkt sich aber nicht nur auf formale Abschlüsse und wie bei der Diskussion in Österreich leider nur auf eine Schulformdebatte. Ein hohes Bildungsniveau einer Gesellschaft präsentiert sich in Offenheit, dem berühmten Blick über den Tellerrand und vor allem auf Neugier. Diese Merkmale dürfen nicht in einer Sackgasse der Tatenlosigkeit enden.
Natürlich bedarf es bei der Bewältigung von Veränderungen einerseits des Mutes es zu tun aber auch der Bereitschaft Fehler zu akzeptieren und zu korrigieren. Daraus ergibt sich ein elementares Verständnis zur Lösungsorientierung. So diskutieren wir schon seit Jahren eine Verwaltungsreform. Wir leisten uns noch immer ein System, welches in seinem Denkmuster sich an historischen Strukturen orientiert. Auch vermischen wir immer wieder Grundwerte des menschlichen Miteinanders mit ideologischen Politikmodellen. Dies führt zu einem Stillstand der gesellschaftlichen Entwicklung und zu einem reinen „Verwaltungsverhalten“, wie in der österreichischen Politik zu erkennen ist.
Dieses Verhalten ist aber nicht nur in der Politik zu erkennen sondern auch in der Unternehmenslandschaft. Österreich ist geprägt von einer stark klein- und mittelständischen strukturierten Wirtschaft. Wäre strukturelle Gegebenheit nicht eher in der Lage, flexibel und kreativ auf Herausforderungen zu reagieren? Natürlich verlangt dieses Agieren auch einem Führungsverhalten, welches dieses Denken unterstützt. Leider beschränkt sich dies auf der „Managementebene“ sehr oft auf Lippenbekenntnisse. Die Risikobereitschaft erfüllt in den meisten Fällen das Erfüllen von Systemvorgaben. Die extreme technische Vernetzung durch IT-Systeme schränkt natürlich die Möglichkeiten individueller Entscheidungen und die Übernahme von Eigenverantwortung nachhaltig ein. Unabhängig davon hat sich auch eine Welt des Misstrauens entwickelt, welche durch überbordendes Compliance Management nur verstärkt wird und erst recht zu skurrilen Entscheidungen führt.
Um auch in Zukunft unsere Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen zu können wird es notwendig sein Eigeninitiative zu fördern und Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Gegebenheiten der vernetzten Welt entsprechen. Wir müssen uns auch darauf einstellen, dass getroffene Maßnahmen öfter angepasst werden müssen um unsere Werte einer sozialen Marktwirtschaft erhalten zu können.