Frachtraten gelten gemeinhin als Frühindikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung. Dabei läuft der „Baltic Dry“ in der Regel vor, er gibt die Entwicklung der Frachtraten bei „Schüttgütern“ wider – Rohstoffe, die erst noch in den nachgeschalteten Fertigungsstufen veredelt werden müssen, bevor sie in die Produktion von Waren für die Endmärkte eingehen können.
Der Baltic Dry (Chart von Bloomberg) hatte im März ein Tief bei rund 650 ausgebildet. Gleichzeitig respektierte er erst im Juli wieder eine aus Mai 2011 kommende Abwärtslinie. Die Chartformation lässt sich als Abwärtsdreieck einstufen. Wenn 650 nicht hält, ist die Kellertür offen.
Der Harpex-Index (Chart von Harper Petersen & Co) verzeichnet die Raten für Container-Fracht und damit hängt seine Entwicklung im wesentlichen an dem Bedarf für Lieferungen von Fertig-, oder Halbfertigwaren. Er zeigt gegenwärtig ein ähnliches (tristes) Bild: Auch hier lässt sich Abwärtsdreieck erkennen, das von Mai 2011 her kommt. Support hier bei 375, erreicht im Frühjahr.
Der Bereich der zurückliegenden Hochpunkte beider Indices im Mai 2011 fällt zusammen mit einem Hoch bei Aktien, bevor die Finanzmärkte auf die Eskalation der Schuldenkrise in den USA zuliefen. Im Juli 2011 war dabei nochmals vergeblich versucht worden, das Niveau aus Mai 2011 zu erreichen.
Die sich gegenseitig verstärkende gleichlautende Aussage aus den Frachtraten-Verläufen zeichnet ein eher düsteres Bild der kommenden wirtschaftlichen Entwicklung, das sich mit anderen Indikatoren deckt. So ist etwa zuletzt der Indikator für das ifo Weltwirtschaftsklima nach zwei Anstiegen in Folge im dritten Quartal wieder gesunken. Die aktuelle Lage wird wieder ungünstiger beurteilt, auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate sind weniger positiv.
Daten aus Deutschland zeigen, dass die Exportaufträge so schnell sinken wie seit mehr als drei Jahren nicht. Und der HSBC Flash China PMI fällt im August mit 47,8 Punkten auf den tiefsten Stand seit November 2011, im Juli hatte er noch bei 49,3 gelegen (Chart von Markit).
Zu den Frachtraten ist stets anzumerken, dass auf der Angebotsseite neue Transportkapazität mit deutlicher Verzögerung zum Konjunkturverlauf auf den Markt kommt. Das führt gelegentlich zu einer Verstärkung von Abwärtsbewegungen bei den Preisen.