Wenn es heute schon zur Ausnahme geworden ist, dass Dienstverhältnisse erst mit der Pensionierung auslaufen und die Beendigung einer beruflichen Beziehung vielleicht schon nach wenigen Jahren zur Regel wird, so darf man sich fragen, ob eine Kündigung - wie Sie sich als arbeitsrechtliches Auflösungsinstrument Instrument darstellt - noch zeitgemäß ist.
In einer Zeit, in der nach Flexibilität gerufen wird, wo „Employer branding“ und „Corporate Social Responsibility“(CSR) eine wichtige Rolle in und für eine gute Unternehmenskultur spielen, sollte man entsprechend Mühe darauf verwenden, eine Trennung bzw. Beendigung so einvernehmlich und konstruktiv wie möglich abzuwickeln.
Vielleicht sollte man sie ja überhaupt zu vermeiden versuchen, in dem man rechtzeitig auf Veränderungswünsche, persönliche Entwicklungmöglichkeiten eingeht aber auch selbstkritisch die Veränderungen im Unternehmen, möglicherweise der gesamten Branche analysiert und bewertet.
Wir erleben derzeit einen merkbaren Paradigmenwechsel, der auch die Arbeitswelt im besonderen Maße mit einschließt und alle bisherigen Regulative und Normen hinterfragen lässt. So auch den Umgang mit Mitarbeitern, die immer mehr zum entscheidenden Faktor werden, wo aber andererseits die Personalpolitik und Personalentwicklung einen Bedeutungswandel erfahren hat.
Vielmehr ist man mit den umständlichen und auf Sicherheit bedachten Vorschriften umzugehen, immer weniger in der Lage und verlagert daher möglichst viele der Themen und selbst Differenzen zu Gerichten nach außen. Zudem wird das bislang gepflegte Feindbild zwischen den Sozialpartnern weiterhin aufrecht erhalten. Erst langsam führt die Erkenntnis, gemeinsam in einem Boot zu sitzen, zu einer strategisch auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtete Verhaltens- und Verhandlungsweise.
Je mehr wir dem globalisierten Wettbewerb ausgesetzt sind, desto stärker wird der Druck auf die Anpassung an internationale Standards, an die größtmöglichen Kostensenkungsmaßnahmen, die auch an der Senkung der Personalkosten nicht vorbeigehen können.
Der Mensch (gleichgültig welchen Geschlechts) ist nicht für eine Stellenbeschreibung auf die Welt gekommen, der Sinn seines (Arbeits-)Lebens liegt nicht darin, über zig Jahre nur eine sich immer wiederholende und womöglich stupide Tätigkeit auszuführen. Vielmehr geht es darum, ein erfülltes, zufriedenes und glückliches Leben zu führen.
Es geht um seine Fähigkeiten, sein Wissen und seinen Verstand zu seinem, wie auch zum Vorteil und Nutzen anderer, einzusetzen. Das bedingt eine umfassende Analyse seines Potenzials und die intensive Beschäftigung damit, wie er/sie diesem Ziel möglichst nahe kommt und es auch erreicht.
Hier bedarf es einer Änderung des Menschenbildes, seines Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins im engen Sinn dieses Begriffes um sich erfolgreich mit dieser Thematik auseinandersetzen zu können. Das hat Auswirkungen auf alle involvierten Personen und Einrichtungen und führt zu dem Verständniss und der Einsicht vor allem auch beim Arbeitgeber, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Diese können so individuell sein, dass allgemeingültige Bestimmungen oft an der spezifischen Erfordernissen vorbei gehen und gerade dieses Ziel verhindern oder auch nur erschweren.
Das Meistern von oft notwendigen Veränderungen ist eine zentrale Aufgabe der Personalentwicklung, die auch auf die Veränderung im Persönlichkeitsbereich Rücksicht zu nehmen hat, soll dabei ein die Anforderung treffendes Ergebnis herauskommen. Dabei ist die Lernfähigkeit ebenso gefragt wie die genaue Definition dessen was an „Skills“ konkret und künftig gebraucht wird, wobei sich schon die ersten Schwierigkeiten zeigen können.
Wenn sich aber eine Trennung nicht vermeiden lässt, die ja auch vom Mitarbeiter selbst betrieben werden kann, so sollte nicht gleich die Kündigung als offenbar ausreichend geregelte Trennungsform angesteuert werden. Die generelle Vertragsfreiheit sollte viel mehr und öfter beim Auseinandergehen im Sinne und zum Vorteil beider Parteien genutzt werden. So gibt es viele mögliche Vertragsbestimmungen, die eine klare Regelung und ein wohlwollendes Trennungsmanagement ermöglichen.
Das hat intern wie extern positive Wirkungen, die nicht unbeachtlich sein können und insbesondere eine Fortsetzung der Arbeit, inklusiver einer Neuverteilung der „zurückgelassenen Aufgaben“ wesentlich erleichtern. Es kann dadurch die Produktivität in vielen Fällen gesteigert werden. Eine anständige Trennung sendet aber auch andere positive Signale an die stakeholder, das Umfeld, angefangen von den verbleibenden Mitarbeitern über die Führungskräfte, Kunden und Lieferanten. Das ist oft bares Geld, wenn es auch nicht beziffert und in Zahlen ausgedrückt werden kann.
Daher sollte es eine einvernehmliche Lösung sein, die besser zu bewerten ist und mehr Möglichkeiten für beide Seiten zulässt, auch wenn an die Kündigung gewisse strengere Regelungen gebunden sind. Da wäre eine rechtliche Anpassung an die einvernehmliche Lösung sinnvoll um diese Form der Lösung weniger negativ erscheinen zu lassen und vor allem die positiven Effekte zu verstärken.
Da ist nicht nur eine spätere Rückkehr in das alte Unternehmen eine Möglichkeit, sondern auch ein rascherer Überstieg und vor allem die Vermeidung von streitigen Verfahren, die in vielen Fällen nur Kosten, Energie, Nerven und Zeit kosten. Eine Überprüfung der rechtlichen Ansprüche ist ja für beiden Seiten eine sinnvolle und präventive Maßnahme, die nicht bloß eine Beruhigung beider Parteien bringen kann, sondern eine stärkere Berücksichtigung von Mitarbeiterinteressen und eine höhere Flexibilität im Zuge von Veränderungen und Neuorientierungen.
Jedenfalls kann eine professionelle Hilfe in Form eines Newplacements entweder die Trennung vermeiden, etwa in Form einer anderen Zusammenarbeit oder durch Nutzung des Potenzials eine neue Position schaffen helfen. Damit wäre auch ein wieder ins Spiel gebrachter Malus für Ältere nutzlos, denn mit noch so viel Geld kann man/frau sich keinen Job kaufen.
Eine ganzheitliche Sicht dieser Problemstellung führt nicht nur zu einer Begegnung auf Augenhöhe, zu einer werteorientierten Personalpolitik sondern hat ungeahnte positive Auswirkungen auf die Unternehmensentwicklung, insbesonders die Nutzung von Humanressourcen.