Dr. Andreas Pfeiler ist Geschäftsführer des Fachverband Steine-Keramik.
Es läuft wieder einiges falsch in der heimischen Wohnbaupolitik. Die »Geiz ist Geil«-Mentalität schwappt auf den Wohnbau über und konterkariert jeden Nachhaltigkeitsgedanken. Wie man besser und sinnvoller investieren kann, weiß man in Brüssel.
Schnell kann es gehen in der heutigen Wohnbaupolitik. Zu Jahresbeginn wurde ein Wohnbaupaket verkündet, das zusätzliche Investitionen im Wohnbau von bis zu 5,75 Milliarden Euro bringen soll. Selbstverständlich nachhaltig, alles andere wäre heutzutage ohnehin politisch nicht zu rechtfertigen. Von der europäischen Investitionsbank gibt es Geld zu günstigen Konditionen, das sich die heimischen Wohnbaubanken abholen können. Damit das Geld auch sinnvoll eingesetzt wird, wurden der Geldvergabe Nachhaltigkeitskriterien zugrunde gelegt. Klingt alles nachhaltig gut, jedoch nur vordergründig, denn plötzlich werden aus den Bundesländern Rufe nach einer »Billigschiene« laut und modern. Billig soll’s also sein, lange bestehen muss es ja auch nicht. Hauptsache, es geht alles schnell und über eine Art System-Zertifizierung kann man sich auch die Einzelbewilligung ersparen.
Ressourcen schonen
Spätestens jetzt wird vermutlich auch die unbedarfte Leserschaft zu Recht die Frage stellen, warum in Sachen Wohnbau wieder einmal etwas nicht ganz rund läuft in diesem Land. Denn wie verträgt sich »billig« und »kurzlebig« mit »nachhaltig«? Sollte es nicht das Ziel unserer saturierten Gesellschaft sein, langlebige Güter herzustellen, weil wir in den letzten Jahrzehnten ohnehin genug Ressourcen aller Art verbraucht haben? Auf Kosten der anderen, versteht sich, denn wir Österreicher sind nach wie vor reich an Natur und Ressourcen, und was hinter den Grenzen klima- und energiepolitisch passiert, interessiert auf unserer Insel der Seligen ohnehin niemanden.
Wenn billig sehr teuer wird
Dass die aus dem Konsumgüterbereich stammende »Geiz ist Geil«-Mentalität nun auch auf den Wohnbau überschwappt, ist eher schockierend denn aufregend. Wer selbst jemals den Bau eines Hauses oder einer Wohnung mitverfolgt hat, weiß nur zu gut, dass »billig« letztendlich immer zu »sehr teuer« wird. Wer nun Wohnraum für 600 Euro je Quadratmeter anbietet, muss zu Recht gefragt werden, warum es erst eine starke Zuwanderung braucht, um solchen Wohnraum anzubieten. Oder geht man davon aus, dass es hier ohnehin zu keinerlei Beschwerden kommt? Wie auch immer die Begründung lauten mag, mit nachhaltigem Wohnbau hat dies alles nichts zu tun. Die unabhängigen und anerkannten Experten im Nachhaltigkeitsbeirat des Fachverbandes Steine-Keramik schütteln angesichts dieser Entwicklung nur noch den Kopf.
Schade, dass unsere Landes-Wohnbaupolitik sich kein Beispiel an Europa nimmt. Denn in Brüssel hat man verstanden, dass der Werterhalt von regional produzierten Investitionsgütern wie Wohnraum die Gesellschaft nachhaltig positiv beeinflusst. Wegwerfgesellschaft war gestern, Langlebigkeit heißt das Gebot der Stunde, erst recht im modernen Wohnbau.