Das Interessanteste am neuen Lehrer-Dienstrecht ist, dass es die Regierung vorbei an den Gewerkschaften in Kraft setzen will. Mit dem Mut der Verzweiflung beschließt eine Regierung, die im Eck steht, in aller letzter Sekunde, sich nicht länger am Nasenring der Blockierer durch die Arena ziehen zu lassen. Das ist für die Faymann/Spindelegger-Verhältnis schon mehr als man eigentlich erwarten durfte.
Das Problem ist, dass das „Neue Dienstrecht“ altes Denken ist, weil es in Wirklichkeit sich nur der Frage widmet, wie das ganze falsche System billiger finanziert werden kann. Die eigentliche Frage, die es zu beantworte gelte, ist: Wie macht man aus einem falschen System ein richtiges? Wie erreicht Österreich, dass es Kindern eine Ausbildung sichert, die sie nicht an das Ende der OECD-Rangliste sondern an die Spitze setzt.
Ob Lehrer zwei oder drei Stunden mehr im Klassenzimmer stehen ändert dabei gar nichts, solange man bei einem im Kern „kommunistischen“ System bleibt. Was Lehrer verdienen, entscheidet ihr Alter und der Schultyp, in dem sie unterrichten. Ob sie gute Lehrer sind, sich engagieren, sich weiterbilden, tatsächlich in der Lage sind Talente zu entwickeln, ist nach wie vor kein Kriterium.
Wettbewerb bleibt ein Fremdwort.
Das österreichische Bildungssystem ist tot und mehr vom selben wir es mit Sicherheit nicht zum Leben erwecken. Es braucht ein neues System und um dies zu finden, braucht es Freiraum und Innovation, den Mut zum Experiment und den Abschied von der Illusion, dass einige pragmatisierte Bildungsexperten wissen, was gut für Kinder ist.
Schulen müssten zum Ort gemacht werden, an dem entschieden wird, wer unterrichtet, wie viel man Spitzenlehrern zahlen will und von welchen Problemlehrer man sich trennt. Schulen müssten zueinander im Wettbewerb stehen und um die besten Pädagogen aber auch um die besten Schüler kämpfen.
Dazu aber fehlt der Mut, weil Gewerkschaft und Regierung glauben, es sei das Recht der Lehrer, in einer geschützten Werkstätte agieren zu können und schon beim Eintritt in das System zu wissen, was man in 40 Jahren verdienen wird. Das ist das Gegenteil von dem, was sich im richtigen Leben abspielt und was Kinder beim Eintritt ins Berufsleben erwarten wird. Solange sich Schule in einer gewerkschaftlichen Parallelwelt abspielt, ist Besserung nicht in Sicht und das Gerede von Reform ist Schattenboxen und nicht mehr.