Frauen an die Macht als Erfolgsgeheimnis in der umkämpften Photovoltaikbranche
Die Firma 10hoch4 Photovoltaik wurde 2014 Kategoriesieger bei kleinen Unternehmen im Staatspreis Unternehmensqualität. Das Unternehmen hat sich seitdem zu einem der wichtigsten Player am österreichischen Photovoltaikmarkt entwickelt und mit Tausendundein Dach eine Initiative geschaffen, die weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt wurde.
Wir sprechen heute mit dem Geschäftsführer Martin Lackner über eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Das heißt nämlich: Frauen an die Macht! Er erzählt uns mehr darüber, wie Frauen die Unwegbarkeiten der österreichischen Energie- und Förderlandschaft geschickt meistern.
Herr Lackner, zuerst einmal, was macht 10hoch4 und was meinen Sie mit Frauen an die Macht?
Der Name spricht eigentlich für sich. Wir sind Spezialisten für Photovoltaikanlagen und zwar ausschließlich. Wir machen nichts Anderes von der kleinen Hausanlage über große Dachflächen auf Gewerbe- und Industriegebäuden bis hin zu Kraftwerken auf Freiflächen für große Energieversorger. Der Name 10hoch4 steht für 10.000, weil die Sonne täglich 10.000 Mal mehr Energie auf die Erde schickt, als wir verbrauchen. Mit „Frauen an die Macht“ meine ich tatsächlich Frauen führen zu lassen bzw. echte Verantwortung zu übergeben. Eine der wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen war die Zusammenarbeit mit der Solarexpertin Cornelia Daniel von Dachgold.
Gemeinsam haben wir eine der zukunftsweisendsten Initiativen der Solarwirtschaft auf den Weg gebracht: Tausendundein Dach: Das größte Netzwerk von Unternehmen mit Photovoltaikanlagen mit dem Ziel bis 2020 1001 industrielle und gewerbliche Dächer zu solarisieren. Wer die Branche kennt, weiß welche Utopie das 2014 noch war. Die Begegnung könnte man rückwirkend als schicksalhaft beschreiben. An dem Tag an dem Tausendundein Dach geboren wurde, wussten wir, dass wir damit die Welt ein Stück weit verändern. Das klingt jetzt alles etwas theatralisch, aber es war tatsächlich so und nicht zuletzt deswegen, weil uns Cornelia Daniel mit ihrer Begeisterung für die Idee angesteckt hat, so wie sie heute unsere Kunden mit der Begeisterung für Photovoltaik ansteckt.
Ich weiß nicht, ob das ein Mann je so hinkriegen würde und unser Erfolg gibt uns recht. Sie hat das Projekt mit viel Kraftaufwand gestartet und vorangetrieben und im Juni geht Dach Nummer 200 beim renommierten Weinbaubetrieb Scheiblhofer ans Netz und das, obwohl wir die letzten Jahre mit unglaublich niedrigen Energiepreisen, unsicheren Fördersystemen und nicht zuletzt wahnwitzigen Behördenauflagen zu kämpfen hatten. Und auch hier spielen Frauen eine gewichtige Rolle bei uns.
Stimmt, wieso haben Sie für die Behördenwege und Förderabwicklung Ihrer Photovoltaikprojekte ausschließlich Mütter mit mindestens 2 Kindern beschäftigt?
Wir sind nun seit über 10 Jahren im Geschäft der Photovoltaik und mussten in den ersten Jahren viel Lehrgeld bezahlen. Projekte, die schon fertig in der Schublade waren, sind irgendwo am Weg verloren gegangen, weil entweder die Fördereinreichung nicht geklappt hatte oder die Behördenwege nicht ordentlich abgewickelt wurden. Oft lag es an der Überforderung der Projektmanagerinnen, weil diese den hohen organisatorischen Anforderungen dieses Jobs nicht gewachsen waren.
Irgendwann stellten wir eine Mutter ein. Diese konnte nur von zu Hause arbeiten, weil sie sich ja auch noch um die Kinder kümmern musste, was unserer Home-Office Struktur sehr entgegenkam. Wir haben von Anfang an auf niedrige Kostenstrukturen geachtet, während Mitbewerber in der Hochkonjunkturphase nach 2008 große Firmengebäude gebaut haben. Diese Fixkosten fallen ihnen heute in dem extrem umkämpften Markt in einer sich konsolidierenden Branche auf den Kopf, während wir nach wie vor extrem schlank und wendig sind und uns so den enorm rasch ändernden Rahmenbedingungen des Marktes anpassen können.
Foto (c) Tony Gigov v.l.n.r. Das Führungsteam von Tausendundein Dach Cornelia Daniel, Claus Baumgartner, Martin Lackner
Jedenfalls hat sich herausgestellt, dass gerade Mütter mit mindestens 2 Kindern den Anspruch unserer Verwaltungs- und Behördensysteme am besten meistern können, weil sie auch zu Hause auf sich ständig ändernde Rahmenbedingungen flexibel reagieren müssen. Seitdem haben wir 3 weitere Mütter für diesen Job eingestellt und machen sehr gute Erfahrungen damit. Natürlich hat die Home-Office Struktur wieder andere Herausforderungen in Sachen Kommunikation, aber seit 4 Jahren haben wir eine 100% Erfolgsquote bei der Oemag-Förderung (welche immer in einer Minute ausgebucht ist) und müssen keinem Kunden mehr sagen, dass er die Förderung leider nicht bekommen hat.
Kann man das auch als Best-Practice Projekt bezeichnen?
Wir haben mit Tausendundein Dach etwas geschafft, das bereits an Universitäten als Best-Practice gelehrt wird. Netzwerke, Kooperation, Lean Management und Frauenpower sind wohl einige der Schlagworte, die das Programm ausmachen und die Unternehmen, die erfolgreich bleiben oder werden wollen, unbedingt beachten müssen. Der Aufbau eines Netzwerkes ist zu Beginn mit enorm hohen Kosten verbunden und entfaltet seine Wirkung erst nach vielen Jahren. Dieses Durchhaltevermögen muss man erst einmal aufbringen und wir sehen jetzt nach 4 Jahren die ersten großen Erfolge und wissen, dass dies noch exponentiell an Bedeutung gewinnen wird. Kooperation wird bei uns ebenfalls groß geschrieben und auch wirklich gelebt.
In Zeiten von überbordenden Personalkosten ist es wichtig, Kräfte effizient zu bündeln und so arbeiten wir mit Dachgold, Kooperationspartnern und noch mehr Multiplikatoren zusammen um unsere Vision zu verwirklichen. Lean Management habe ich ebenfalls oben schon erwähnt und ist auch keine wahnsinnig innovative Sache, aber absolut notwendig um in einem Markt wo fast kein Monat ohne Insolvenz vergeht, überleben zu können. Und nicht zuletzt, wir sehen Frauenpower absolut nicht als „Nice-to-have“ sondern als erfolgsentscheidend.
Wichtige Schlüsselpositionen wie die Zusammenarbeit mit Cornelia Daniel von Tausendundein Dach, die Leitung der Förderabwicklung durch Sabine Müller und die Leitung des Montageteams durch Regina Rous, sind von Frauen besetzt, während das gesamte Team von fast 50 Leuten noch immer überwiegend männlich ist. Aber eigentlich ist auch das nichts wahnsinnig Besonderes, immerhin leben wir im 21. Jahrhundert.
Unsere Unternehmen sind ja auch allesamt erfolgreiche Unternehmen. Wie kann ein Unternehmen herausfinden, ob eine Photovoltaikanlage Sinn machen könnte?
Vielen Dank für die Frage. Die bekommen wir besonders oft zu hören und genau deshalb hat Frau Daniel bei Tausendundein Dach den Photovoltaik Quick-Check entwickelt. In nur einer Stunde rechnen wir die Anlagengröße und eine grobe Wirtschaftlichkeitsberechnung aus mit unseren eigens entwickelten Tools aus. Das sind der Flachdachchecker und der Gestehungskostenrechner.
Mit viel Aufwand könnte man die Tools auch selbst einsetzen, aber wir wissen, dass Unternehmer einfach nicht die Zeit haben sich so lange mit dem Thema beschäftigen können und Zeit das wertvollste Gut eines erfolgreichen Unternehmers ist. Wer also ein eigenes Dach besitzt und noch keine Anlage am Dach hat, sollte unbedingt diese eine Stunde für den kostenlosen Quick-Check vor Ort investieren und dann kann er immer noch entscheiden ob er eine Detailanlayse und danach vielleicht sogar ein eigenes Kraftwerk machen lassen möchte. Aber den Quick-Check sollte wirklich jedes Unternehmen mal gemacht haben.