Report-Kolumnist Thomas Schmutzer fragt sich, wie lange »in die Arbeit gehen« noch Gültigkeit haben wird.
»Ich gehe jetzt in die Arbeit« ist ein Satz, der in der Früh oft gesagt wird, wenn man das Haus verlässt. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung ist es wirklich spannend, wie lange dieser Satz noch Gültigkeit haben wird. Wie lange im Begriff »Arbeit« auch automatisch eine klare Ortsbezeichnung (nämlich die des Firmensitzes, eines Büros oder zumindest klar zugeordneten Arbeitsplatzes) mitschwingt. Eine Definitionsänderung wird stark von der Einführung neuer Technologien und Tools vorangetrieben, wonach das »wo« an Bedeutung verliert.
Doch dann liest man wieder von Yahoo und kürzlich von IBM, einem Vorreiter von mobilem Arbeiten, die Heimarbeitsmöglichkeiten abschaffen und Mitarbeiter wieder zurück an die Unternehmensschreibtische holen. Vielzitiert ist in diesem Zusammenhang eine Harvard-Studie, die zum Ergebnis hat, dass eine physische Nähe von Team-Mitarbeitern besser sei, um innovative Ideen hervorzubringen.
Welcher Weg ist nun der richtige? Was sollte man nun machen? Es gibt keine Pauschalantwort aber einen praktikablen Ansatz über die Betrachtung von »Workstyles«.
In einer Workstyle-Analyse werden Mitarbeiter anhand der Ausprägung ihrer Arbeitsweisen in Gruppen eingeteilt. Wichtige Kriterien sind dabei Mobilitätsgrade und Tätigkeitsanalyse. Mobilitätgrade umfassen generell die Ausprägungen »fix«, »flexibel« und »mobil«. Diese bedeuten, wieviel der Arbeitszeit die Mitarbeiter »fix« am eigenen Arbeitsplatz beziehungsweise »flexibel« an seinem Standort (zum Beispiel in Besprechungen) oder »mobil« außerhalb ihres Standortes (etwa in anderen Organisationen oder bei Kunden) verbringen. Bestimmte Workstyletypen ergeben sich dann aus der Analyse der Tätigkeiten – arbeiten die Mitarbeiter alleine oder in Teams respektive eher konzentriert oder kollaborativ – und technischen Anforderungen.
Workstyles können helfen, zu entscheiden, wieviel Prozent der Arbeit mit einem bestimmten Ort verbunden ist – oder sein sollte – und wieviel nicht. Was hier so leicht dahin gesagt wird, bedarf natürlich großer Änderungen im Verhalten und Mindset von Mitarbeitern wie auch von Führungskräften. Von beiden wird eine Menge mehr an Selbstverantwortung vorausgesetzt. Die neue Welt der Arbeit wirkt sich auch massiv auf die Meeting-Kultur, auf die Führung und die Organisation aus.
Unsere Erfahrung zeigt, dass auf Basis der Workstyles auch hoch mobile Mitarbeiter immer in einer Melange an Anwesenheit und mobilen Arbeiten agieren. Anwesenheit ist nötig, informelle Kommunikation und Kreativität zwischen den Kollegen im Unternehmen zu fördern. Mobiles Arbeiten wiederum hilft, dem großen Ziel einer bestmöglichen Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben näher zu kommen.