Das Klima ist aktuell vieles. Auf jeden Fall im Wandel, meist eine Krise, bei einigen auch Lüge. Das Wichtigste wird dabei oft übersehen: Die Klimaveränderung kann auch eine Chance sein, dass wir uns als Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickeln. Der Bausektor zeigt vor, wie es gehen kann.
Unlängst war im Wahlkampf der Slogan »Wen wählt das Klima?« zu lesen. Vor einigen Jahren hätte es wohl »Wen wählt der Klima?« oder »Wer wählt den Klima?« geheißen. Das ist mittlerweile eher Schnee von gestern – solange es ihn noch gibt. Denn wir assoziieren mit dem Klima viel mehr. Es ist derzeit vor allem eine Krise. Schade, dass man dabei den nüchternen Blick auf die Tatsachen verliert. Denn das Klima an sich ist ein temporärer Zustand, geprägt von physikalischen und chemischen Abläufen in einer definierten Periode an einem bestimmten Ort. Wie kann daher so etwas Imaginäres »wählen« oder eine »Krise« sein?
Bevor es zu abstrakt wird, zurück zu den Niederungen der Realität. Dass sich Klima verändert, wissen wir, seitdem wir meteorologische Aufzeichnungen führen, und selbst davor war unseren Ahnen klar, dass nicht jedes Jahr dem anderen gleicht. Der Unterschied ist, dass wir heute mit den uns zur Verfügung stehenden Medien daraus jederzeit ein Thema machen, Angst schüren und Verunsicherung schaffen können. Schade, dass dabei das eigentliche Ziel, nämlich die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft, nicht im Fokus steht. Wir sollten die Klimaveränderung – die auch dann stattfinden wird, wenn wir alles Erdenkliche dekarbonisiert haben – nicht als Krise sehen, sondern vielmehr als Chance, um uns weiterzuentwickeln.
Innovation statt »more of the same«
Wer das nicht glauben will, dem sei ein Einblick in den Bausektor gewährt. Das Bauwesen an sich wird ja oftmals belächelt, stets auf »more of the same« zu setzen. Dem ist entschieden entgegenzutreten. Denn die Errungenschaften im Bereich Bau der letzten Jahre können sich zweifelsohne sehen lassen. Von der Entwicklung innovativer Bauweisen wie Heizen und Kühlen mit Speichermasse oder der zunehmenden hochwertigen Wiederverwertung, der effizienzsteigernden und zunehmenden Vorfertigung bis hin zum effizienten Umgang mit der knappen Ressource »Rohstoff« oder die Versorgung der Branche mit Baustoffen auf kurzen Wegen zeigt das Bauwesen einmal mehr, welche Entwicklungsschritte bereits hinter uns liegen. Dass dabei auf tausend Jahre alte Baustoffe zurückgegriffen wird, ist eher als Benefit zu sehen und zeigt, welches Klimaschutz- oder besser gesagt Anpassungspotenzial in den Baustoffen steckt.
Genügend Positivbeispiele
Was es allerdings unumstritten braucht, sind die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen. Lassen Sie uns daher das Klima eher mit Veränderung und Chance in Verbindung bringen als mit Krise. Wer stets negative Assoziationen schafft, wird auch keine Chancen generieren. Langfristige Ziele schaffen Innovationsgeist, solide politische Rahmenbedingungen, den Nährboden für die dafür erforderlichen Investitionen sowie Beschäftigung. Die Politik wäre daher gut beraten, den Blick hin und wieder auf den Bausektor zu richten. Positivbeispiele mit Klimaschutzpotenzial, vor allem im Massivbau, gibt es zur Genüge.