Die Lösungen zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors sind wesentlich vielfältiger, als oberflächliche Stammtischdiskussionen vermuten lassen. Allerdings hat es nicht den Anschein, als wären alle gleichermaßen an einer echten Lösung interessiert.
Die Entwicklungen der letzten Wochen geben Anlass zur Sorge. Die Formulierungen im Regierungsprogramm geben Unbelehrbaren offenbar genug Rechtfertigung, das Image der Baubranche in der Öffentlichkeit nachhaltig zu schädigen. Immer wieder wird die Bauwirtschaft aus den eigenen Reihen gebrandmarkt, weil diese aufgrund der verwendeten energieintensiven Produkte zu viel CO2 freisetze.
Die Artikulierung der angeblichen Lösung, nämlich auf diese zu verzichten und stattdessen ausschließlich auf nachwachsende Baustoffe zu setzen, schafft schnell Oberwasser im Stammtischtalk. Für eine intellektuelle, seriöse Auseinandersetzung taugen diese sehr platten Argumente jedoch wenig. Vielmehr zeigen Sie einmal mehr auf, dass viele gar nicht bereit sind, langfristige Lösungen zu generieren und vergessen in der Argumentation entscheidende Aspekte.
Die Lösungen zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors sind wesentlich vielfältiger und es bedarf einer wesentlich detaillierteren Analyse. Zum einen braucht es auch in Zukunft vor allem Vielfalt. In jedem auch nicht nachwachsenden Baustoff steckt genügend Potenzial, um zum Klimaschutz beizutragen. Ob es die regionale Bereitstellung bei kurzen Transportwegen oder die CO2-freie Wiederverwertung am Ende der Lebensdauer ist.
Beide Aspekte werden dem Klimaschutzgedanken gerecht. Und selbst die EU-Kommission hat bereits erkannt, dass bei entsprechenden politischen Rahmenbedingungen die Dekarbonisierung der Zement-, Chemie- und Stahlindustrie nur eine Frage der Zeit ist.
Zum anderen sollten wir uns nicht mit trivialen Ansätzen alleine begnügen und Baustoffe aufgrund eines Prozessabschnitts im Lebenszyklus verunglimpfen. Das schadet lediglich dem Image des Gebäudesektors, der eigentlich vielmehr Teil der Lösung ist und als Gesamtes wesentlich zur Klimaneutralität beitragen kann.
Stärken der Baumaterialien nutzen
Um zukunftsgerichtet Innovation voranzutreiben, sollten völlig neue Ansätze wie zum Beispiel ein bestimmtes »Carbonbudget« über einen definierten Zeitraum zulässig sein. So können die verschiedenen Baumaterialien ihre Stärken ausspielen. Die einen verlieren den größten Anteil in der Produktionsphase und die anderen am Ende der Nutzung. Abgerechnet wird dabei über den Lebenszyklus und nicht nach der Produktionsphase.
Das würde Sinn machen und uns wirklich Innovation entlang der Wertschöpfungskette eröffnen. Solange wir uns aber lediglich darüber unterhalten, welcher wandbildende Baustoff klimaschonender ist, werden wir entlang der Wertschöpfungskette der Produkte keinen Millimeter weiterkommen und das Klima mit Sicherheit nicht retten.
Es ist keine Frage, wir müssen uns bewegen und der Politik Wege aufzeigen. Aber das am besten in alle Richtungen.