Nachdem mit zahlreichen Maßnahmen die erste Akutphase der Coronakrise erfolgreich bekämpft wurde, gilt es nun, den Wiederaufbau zu starten. Dafür braucht es rasch konjunkturbelebende Maßnahmen, damit die heimischen Unternehmen auch über den Sommer hinaus überleben.
Die Entwicklungen der letzten Wochen wirken beinahe surreal, wären da nicht die wöchentlichen Wirtschaftsprognosen, die uns auf den harten Boden der Realität zurückholen. Anfangs war die Rede von –2 %, mittlerweile wird ein BIP-Rückgang von 7 % für dieses Jahr prognostiziert. Und bereits nächste Woche könnte auch diese Prognose Makulatur sein. Derart instabile Rahmenbedingungen machen eine seriöse Planung unmöglich.
Gerade der Baubereich zeigte deutlich auf, wie instabil der Markt wird, wenn die Verunsicherung Oberhand gewinnt. Das Schließen vieler Baustellen in der ersten Phase sorgte für abrupte Umsatzrückgänge in nie dagewesener Form. Ein Konsens der Sozialpartner sollte in diesem Bereich die Stabilität rasch wiederherstellen.
Nach dem Motto »Brand aus« bildeten sich aber unmittelbar die nächsten »Glutnester«. Die Fragen »Wie bringt man die Pendler wieder über die Grenze?« oder »Wo bekommt man die Schutzmasken her?« sind nur zwei kleine Beispiele für Fragen, auf die es kurzfristig oft keine triviale Antwort gab.
Aber die richtigen Probleme stehen erst vor der Türe. Die Auslastung beruht auf bestehenden Aufträgen und reicht bei einigen nicht über den Sommer. Neue Projekte sind derzeit kaum in Sicht. Behördenverhandlungen sind ausgesetzt, geplante Investitionen plötzlich zurückgestellt. Was es dringend braucht, sind daher rasch konjunkturbelebende Maßnahmen, um große und kleine Projekte umzusetzen.
Dass diese Maßnahmen im Optimalfall mit den Klimaschutzambitionen aus dem Regierungsprogramm im Einklang stehen sollen, versteht sich von selbst. Die Förderung von Sanierung würde dem ebenso entsprechen wie der Ausbau von Infrastruktur. Wichtig ist Beschäftigung, Beschäftigung, Beschäftigung. Denn ohne Steueraufkommen wird auch dem Staat der berühmte »Flieder« irgendwann ausgehen.
Der Baubereich steht am Beginn der Wertschöpfungskette und hat gezeigt, was bei gemeinsamer Anstrengung möglich ist. Wenn wir diesen nicht rechtzeitig stützen, sind demnächst nicht Glutnester, sondern ein Flächenbrand zu löschen.
Hochachtung verdienen die vielen Unternehmer hierzulande, auf deren Schultern enorme Verantwortung ruht. Innerhalb der Belegschaft zwischen Homeoffice, Kurzarbeit oder gar Vollbeschäftigung zu differenzieren und gleichzeitig nicht zu wissen, wie es wirtschaftlich weitergeht, braucht nicht nur Verständnis der Arbeitnehmer, sondern auch Fingerspitzengefühl und Entschlossenheit der Verantwortlichen. Ihnen gebührt großer Dank und unser aller Respekt.