Potenziale zur Steigerung der Produktivität am Bau sind genügend da. Aber wie sollen wir diese heben, um uns dadurch für die Zukunft fit zu machen? Es steht wohl außer Streit, dass der Bau der baubegleitenden Planung unterliegt – im Speziellen der Hochbau. Warum lassen sich aber bis heute keine Anleihen zum Beispiel an der Automobilindustrie nehmen?
Wer heute ein Auto bestellt, bekommt im Grunde ein Produkt, das zuvor vollständig durchgeplant wurde und aus Sicht der Planer bzw. Designer reif für die serielle Fertigung ist und dann in hoher Stückzahl ident produziert wird. Anders am Bau: Da wissen wir – überspitzt formuliert – oftmals beim Betonieren der Fundamente noch gar nicht, wie die Raumaufteilung im Erdgeschoß aussieht. Grund dafür ist die baubegleitende Planung. Man versteckt sich hinter dem Argument, dass man am Bau immer mit Unvorhersehbarem rechnen muss.
Ähnlich verhält es sich bei der Verwendung und Auswahl der richtigen Produkte. Viele neue innovative Produkte können dem Verarbeiter weitere Arbeitsschritte ersparen. Dafür braucht es aber nicht nur die Schulung der Verarbeiter, sondern auch der Planer.
Dass Vorfertigung ein Mittel zur Effizienz- und Qualitätssteigerung sein kann, ist unbestritten. Aber dafür muss man bereit sein! Der Planungsaufwand im Vorfeld erhöht sich, erfordert jedenfalls ein gewerkeübergreifendes Denken und umfassende Kenntnis der Leistung der verwendeten Produkte – innovative Produkte können oftmals weitere Arbeitsschritte reduzieren. Das alles erfordert jedenfalls ein weg von »more of the same«.
Wer daran zweifelt, dem sei ein Blick nach China angeraten. Dort stellen »Assembling«-Unternehmen ihre Erfahrungen aus der Massenfertigung von elektronischen Artikeln der Baubranche zur Verfügung. Man baut einen Wohnblock ähnlich wie ein Mobiltelefon, nämlich mit ausreichender Vorplanung und in Kenntnis aller Prozess- und Lieferketten sowie der Leistung der verwendeten Produkte. Die Bauleitung kennt beim Betonieren der Fundamentplatte bereits den Liefer- und Einbautermin der bereits definierten Waschbeckenarmatur für die Wohnung X. Keine Frage, die große Individualität geht zweifelsohne verloren, aber wenn es darum geht, Potenzial hinsichtlich Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, Energiebedarf, Kosteneffizienz etc. zu heben, dann sollten wir uns durchaus Anleihen daran nehmen.
Wie immer sind es aber viele Faktoren, die zu einer Produktivitätssteigerung am Bau führen. Aber eine umsichtige gewerkeübergreifende Planung, die nicht baubegleitend, sondern in ausreichender Vorlaufzeit stattfindet, wäre ein erster Schritt. Die Vorfertigung als Teil der Lösung ergibt sich dann ohnehin.