Die Diskussionen um die Recycling-Baustoffverordnung waren und sind zum Leidwesen aller Beteiligten von starken Emotionen getragen. Nicht alle können damit umgehen und vielerorts fehlt schlicht und einfach das Know-how, um die Zusammenhänge zu verstehen.
Die politische Forderung nach einer Forcierung von Stoffkreisläufen ist im 21. Jahrhundert mehr als legitim. Jedoch genau die Recycling-Baustoffverordnung zeigt uns seit mehr als drei Jahren klar auf, dass eine »No na«-Forderung ohne entsprechende Rahmenbedingungen maximal als »gut gemeint« eingestuft werden kann. Von »gut gemacht« ist man allerdings meilenweit entfernt.
Wenn ein beschränkter Markt nun ein neues – den Markt beeinflussendes – Ziel bekommt, dann liegt es in der Natur der Sache, dass sich die Marktteilnehmer gegen Marktverschiebungen wehren. Erfolgt dies am Markt selbst zu gleichen Spielregeln und mit gleich langen Spießen für alle, dann regelt sich der Markt tatsächlich selbst. Werden plötzlich die Spielregeln zugunsten eines oder mehrerer Teilnehmer geändert, führt dies zu Ungleichgewichten und der Markt verliert sein Selbstregulierungspotenzial.
Fairplay gefragt
So weit zur Theorie und dem Grundverständnis von Wirtschaft. Aber warum führt der politische Wille zu mehr Kreislaufwirtschaft zu einer derartig emotionalen Diskussion? Die Antwort ist eigentlich einfach: Durch neue Spielregeln (Recycling-Baustoffverordnung) wurden den Teilnehmern auch neue Marktchancen gegeben, die unweigerlich zu einer Verschiebung der Marktanteile führen. Niemand, der sein Geschäft ernsthaft betreibt, sieht zu, wie sein Anteil übermäßig schrumpft. Erst recht nicht, wenn dies damit begründet ist, dass manchen Marktbegleitern Sonderrechte eingeräumt werden.
Oder würden Sie es zulassen, dass man Ihr Produkt oder Ihre Leistung auf Herz und Nieren prüft, während Ihr Konkurrent einen weitaus geringeren Prüfumfang, gepaart mit höheren Grenzwerten, vorgeschrieben bekommt? Kaum vorstellbar. Und genau deshalb läuft es derzeit etwas unrund bei der Novellierung der erst zu Jahresbeginn (!) in Kraft getretenen Recycling-Baustoffverordnung. Aber es darf und muss legitim sein, für seine Interessen einzutreten und zu kämpfen, sonst landen wir in der Steinzeit, als das Recht vom Stärkeren und Größeren ausging.
Der politische Wille zur Kreislaufwirtschaft ist zu begrüßen. Er darf aber nicht Deckmantel für jene sein, die ohne Sonderregelungen keine Chance am Markt gegenüber jenen hätten, die das strenge Anforderungsregime schon bisher erfüllt haben. Das wäre dann nämlich Marktbeeinflussung unter dem Vorwand der Kreislaufwirtschaft. Klingt gut, ist es dann aber nicht.