Während in den urbanen Zentren ein leichter Aufschwung zu spüren ist, hinken die ländlichen Regionen hinterher. Gefragt ist ein bundesweites Wohnbau- und Infrastrukturkonzept – aber das scheitert derzeit noch an Partikularinteressen.
Die jüngsten Umfrageergebnisse in den Unternehmen der Stein- und keramischen Industrie bestätigen den allgemeinen Trend zunehmender Urbanisierung. Auch wenn die Baustoffindustrie im ersten Halbjahr 2014 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres Umsatzgewinne erzielen konnte – ja, nichts kann man schnell verdoppeln! –, so sind die Absatzmärkte stark auf die Ballungszentren beschränkt. In den ohnehin nicht vom Wirtschaftsaufschwung gerade verwöhnten dezentralen Regionen läuft es hingegen nicht so rund. Es ist zwar schön zu sehen, dass der Wiener Wohnungsmarkt wieder ordentlich Belebung erfährt. Aber wie steuert man der Überalterung und Abwanderung in den dezentraleren Gebieten entgegen, wenn sich der Wohnungsmarkt und die Infrastruktur dort gar nicht nach Wunsch entwickeln?
>> Einfache Theorie, komplexe Praxis <<
Die Theorie klingt einfach. Her mit einem österreichweiten Wohnungs- und Infrastrukturkonzept auf Basis einer entsprechenden Bedarfsstudie – beide Bereiche sind ja streng kommunizierende Gefäße. Denn ohne Infrastruktur keine Wirtschaft. Ohne Wirtschaft keine Arbeitsplätze. Und ohne Arbeitsplätze kein Wohnungsbedarf. Keine neuen Wohnungen führen letztendlich zur Abwanderung. Ein Blick in die demografischen Zahlen der Statistik Austria genügt, um das skizzierte Problem auch visuell zu erfassen.
>> Hürde Finanzausgleich <<
Natürlich funktioniert ein solches Konzept nur unter Anstrengung aller vereinten Kräfte in Bund und Ländern. Klingt einfach, ist es aber nicht, denn in Österreich gibt es noch den Finanzausgleich – und der behindert. Ein ideales Schutzschild, um ein bundesländerübergreifendes Konzept abzulehnen. Wäre ja schade, müsste man den Wohnungsneubau in Bundesland X auf Kosten des Bundesland Y zurückschrauben, um dort die Region zu stärken. Solange man nicht gemeinsam erkennen will, dass man ein umfassendes österreichisches Konzept braucht, wird die Urbanisierung weiter zunehmen. Die ohnehin strukturschwachen Regionen werden weiter ausgehöhlt und die dort bislang verankerte Wirtschaft findet immer schwieriger Arbeitskräfte. Dies nicht nur zum Leidwesen der Baustoffindustrie, die ihre Rohstoffgewinnungsstätten oft in dezentralen Regionen vorfindet. Es wäre an der Zeit gegenzusteuern, der Finanzausgleich 2016 offeriert diese Chance. Es braucht nur ein wenig Einsicht und weniger Egoismus.