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"Erdgas wird ein unumstrittener Teil der Lösung sein"

Hamead Ahrary: "Wichtig wird auch 2017 die Bereitschaft der Industrie sein, die Wettbewerbsintensität bei den Energielieferanten aufrechtzuerhalten." Hamead Ahrary: "Wichtig wird auch 2017 die Bereitschaft der Industrie sein, die Wettbewerbsintensität bei den Energielieferanten aufrechtzuerhalten." Foto: WINGAS

Hamead Ahrary, Head of Central Europe bei WINGAS, über den Geschäftsverlauf und Erdgasmarkt in Österreich.

Report: Wie ist es WINGAS Österreich 2016 ergangen?

Hamead Ahrary: Wir sind durchaus zufrieden: WINGAS ist in unterschiedlichen Segmenten in Österreich tätig. Wir verkaufen Gas an Industrieunternehmen und Weiterverteiler wie Stadtwerke und regionale Energieversorgungsunternehmen sowie an Kraftwerksbetreiber. In all diesen Segmenten konnten wir Erfolge erzielen, es ist uns gelungen, viele Verträge zu verlängern und Neukunden zu gewinnen. Damit haben wir unsere Marktposition weiter ausgebaut.


Report: Wenn Sie diese Sparten aufzählen – Sie haben Kunden in allen Größen?

Ahrary: Wir haben uns derzeit vor allem auf jene Unternehmen spezialisiert, die Gas in großem Umfang verbrauchen: Kunden aus der Stahl-, Papier- oder Chemieindustrie mit beträchtlichen Einkaufsvolumina von bis zu mehreren Millionen Euro. Haushalte und Gewerbekunden beliefern wir nicht.


Report: Haben Sie Marktzahlen für Österreich?

Ahrary: Wir haben einen Anteil von deutlich über zehn Prozent am gesamten Erdgasmarkt in Österreich. Darüber bin ich natürlich sehr froh, aber Marktanteile sind nicht alles. Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, solide und vernünftig zu wachsen. Vernünftig bedeutet insbesondere nachhaltig – wir wollen Geld verdienen. Generell sagt ein Anteil an einem Markt zunächst einmal noch wenig über einen Geschäftserfolg aus.


Report: Welche Erwartungen haben Sie für 2017? Welche Themen werden Sie forcieren?

Ahrary: Wir wollen unseren Wachstumspfad entsprechend fortsetzen. Ich erwarte, dass die Dynamik und der Wettbewerbsdruck fortbestehen, die heuer in unseren einzelnen Segmenten zu spüren waren. Wichtig für den gesamten Markt wird weiterhin vor allem die Bereitschaft der Großindustrie und auch zunehmend der kleineren Industriebetriebe sein, die Wettbewerbsintensität aufrechtzuerhalten. Je höher diese Intensität ist, desto erfreulicher ist das für uns.


Report: Im Geschäftskundenbereich ist der Wettbewerb im Gasmarkt in Europa bereits ausreichend intensiv – würden Sie das so unterschreiben?

Ahrary: Nun, Europa ist sehr groß. In einem Land wie Polen beispielsweise würde ich nicht von einer ausgeprägten Wettbewerbsintensität auf dem Erdgasmarkt sprechen. Im österreichischen Markt aber sind alle Voraussetzungen für gesunden Wettbewerb gegeben – eine hohe Transparenz, sehr niedrige Marktzutrittsschranken, wir haben eine große Anzahl von Marktteilnehmern und einen starken Druck auf die Margen und Preise. Wir haben eine durchaus ausgeprägte Wechselwilligkeit der Kunden und der Markt verfügt über eine hohe Liquidität und einen hervorragend entwickelten Handelsplatz. Das alles führt schon zu einer sehr hohen Wettbewerbsintensität.


Report: Wie wird sich der Gaspreis weiterentwickeln?

Ahrary: Das entscheiden vor allem Angebot und Nachfrage. Was aber sicher ist: Erdgas wird auch in Zukunft weiterhin gebraucht. Es ist nicht nur ein Energieträger, sondern auch ein wertvoller Rohstoff für viele Prozesse in der Wirtschaft. In Österreich gehen rund 40 % des Erdgases an die Industrie. Darüber hinaus hat es auch eine sehr große Bedeutung in vielen anderen Sektoren. Jede zweite Heizung in Wien basiert auf Erdgas, jeder vierte Haushalt in Österreich setzt darauf. Auch ein wesentlicher Teil der Fernwärmeversorgung fußt auf Erdgas.


Report: Das politische Klima dem Erdgas gegenüber ist aber durchwachsen und nicht besonders positiv.

Ahrary: Allgemein gesprochen finde ich es besorgniserregend, dass in den letzten Jahren die heimische Stromerzeugung auf Erdgasbasis in Österreich um 60 % zurückgegangen ist und  gleichzeitig nun 15 % des Strombedarfs aus dem Ausland gedeckt werden – vornehmlich aus Deutschland und Tschechien, wo große Teile des Stroms aus Stein- und Braunkohlekraftwerken kommen. Österreich hat damit indirekt CO2-Emissionen in der Größenordnung von 3,5 bis 4 Millionen Tonnen importiert.

Bei den Herausforderungen, die uns mit Blick auf den Klimaschutz bevorstehen, wird Erdgas ein unumstrittener Teil der Lösung sein müssen – gerade auch, wenn es um Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit geht. Im Wärmebereich beispielsweise wird eine vollständige Elektrifizierung und Versorgung durch Erneuerbare schlichtweg nicht möglich sein. Gefragt ist daher ein sinnvolles Miteinander aus regenerativer Energie und Erdgas.



Zum Unternehmen

WINGAS ist europaweit im Erdgashandel in Deutschland, Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Niederlande und der Tschechischen Republik aktiv. Zu den Kunden gehören Stadtwerke, regionale Gasversorger, Industriebetriebe und Kraftwerke. 2015 verkaufte das Energieunternehmen rund 630 Milliarden Kilowattstunden bei einem Umsatz von 14,4 Milliarden Euro. WINGAS bezieht Erdgas von Produzenten aus der Nordsee und aus Russland. Knapp die Hälfte der Erdgaslieferungen stammt aus sibirischen Erdgasfeldern. Seit 2012 ist das Unternehmen mit einem eigenen Vertriebsbüro in Wien ansässig. Seit vergangenem Jahr ist WINGAS eine 100-prozentige Tochter des russischen Erdgasproduzenten Gazprom. www.wingas.com

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