Wunschkonzerte
- Written by Redaktion_Report
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Zweitausendsieben hat deftig begonnen. Kaum war der Rauch der Silvesterraketen verzogen, wurde das Kabinett Gusenbauer angelobt. Trotz der Ressortverteilung hat es die Schwarzen vor Lachen nicht zerrissen. Ein Wirbelwind erfasste stattdessen die Roten, weil sie ihre Wahlversprechen unerledigt zu den Akten gelegt hatten. Dann tosten heftige Stürme über Europa, die Menschenleben forderten, den deutschen Bahnverkehr lahmlegten und gewaltige Gebäudeschäden verursachten. Dazu passend lieferte der ORF overkill-verdächtig den Schwerpunkt Klimawandel. Umfragen belegten, dass wir österreicher bereit sind, Opfer für den Klimaschutz zu bringen. Die guten Vorsätze noch frisch im Kopf folgte der Bericht des UN-Klimarates. Resümee: Wenn die Welt nicht schnell umdenkt, wird sich die Natur mit heftigen Unwettern rächen. »Der Bericht sollte auch die letzten Zweifler überzeugen, dass dringender Handlungsbedarf besteht«, erklärte Umweltminister Josef Pröll pflichtbewusst. Die neue Bundesregierung habe bereits die richtige Basis zur Erreichung der ambitionierten Klimaschutzziele gelegt. Erneuerbare Energieträger sollen forciert werden, die Energieeffizienz gesteigert und der öffentliche Verkehr attraktiver gemacht werden. Nicht heute, nicht morgen, aber doch, bis 2020, wenn es sich ausgeht und die werten Wähler nicht auszucken. Dass sie kurz davor sind, belegt wiederum die helle Aufregung um Tempo 100. Man kann dazu stehen, wie man mag, aber eines ist nicht wegzuleugnen: Der Spritverbrauch ist beim Langsamfahren niedriger, das bedeutet auch weniger CO2. Der Grund, warum die meisten Zeitgenossen dennoch den Kopf schütteln, liegt wohl darin, dass sie nicht glauben, dass ihr kleiner Beitrag zwischen Linz und Enns die Welt retten wird. Freilich kann man argumentieren, dass der Schadstoffausstoß österreichs global betrachtet wurscht ist, solange der große Rest der Welt, insbesonders die USA, China und Indien, nicht bereit sind, ihre Emissionen zu reduzieren. Auch könnten wir Europäer uns zurücklehnen und ins Treffen führen, dass Europa nur 14 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes zu verantworten hat. Nutzen tut uns weder das eine noch das andere.