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Flaue Versorger

Das Beratungsunternehmen Accenture hat sich 88 mittlere und vier große Energieversorger in Deutschland, österreich und der Schweiz mehrere Jahre hindurch genauer angeschaut. Das Ergebnis des zweiten Teil der Studie \"Value Creator“ ist ernüchternd: Die acht heimischen Versorger, Energie AG, Energie Steiermark, EVN, Kelag, Salzburg AG, Tiwag, VKW und Wien Energie sind mit einem Plus von acht Prozent in den Jahren zwischen 1999 und 2003 zwar Umsatzsieger, ihre Profitabilität ist jedoch gering. \"Die heimischen Versorger weisen mit 3,9 Prozent den niedrigsten ROIC auf - sie wachsen also bei sehr geringer Profitabilität“, sagt Roland Hess, Partner bei Accenture österreich. In Deutschland dagegen sei der Trend sehr positiv, in der Schweiz extrem positiv, erklärt Hess. Die Ergebnisse der Studie basieren auf den Geschäftsberichten und auf Interviews mit 200 Geschäftsführern von Versorgern. Gemessen hat Accenture anhand von sechs Erfolgsfaktoren: Neben der Unternehmensgröße, die nicht zwangsweise ein Faktor zum Erfolg sein muss, wurden die Segmente Netzwerke, Kundenstruktur, Eigenproduktion, Multi Utility und Prozessexellenz gemessen. Grobes Resultat: die Unterschiede zwischen den besten und den schelchten werden größer. Während die Spitzenversorger ihre ausstände innerhalb von 26 Tagen eintreiben, dauert es bei mäßig organisierten EVU 120 Tage. Die heimsichen Unternehmen haben in diesem Segment noch erhebliches Potential - sie liegen bei 70 bis 80 Tagen. Dass EVU ihre Meinung ändern können zeigen die Feststellungen zum Thema Eigenproduktion: \"In der ersten Studie zeigte sich ein positiver Trend durch Eigenversorgung, jetzt ist er Tendenziell negativ“, sagt Hess mit dem Hinweis auf das Risiko bei der Errichtung von Kapazitäten und der deutlich gesteigerten Effektivität des Großhandels, die den Zukauf von Energie erleichtere. Ein weiteres Problem: Mittlere EVU können kaum ein Kraftwerksportfolio betrieben mit dem Marktschwankungen ausgeglichen werden könnten. \"EVU müssen sich die Frage nach ihren Kernkompetenzen stellen“, glaubt Hess. Nicht unerheblich für Erfolg und Entwicklung der EVU sind auch deren Kundenstruktur. Accenture dazu: \"Ein großer Privatkundenanteil erhöht zwar den Erfolg, eignet sich aber nicht für eine Wachstumsstrategie. Bei den Industriekunden sieht das besser aus: Ein hoher Anteil in diesem Kundensegment erhöht den Erfolg und steht einem hohen Wachstum nicht entgegen“. Freilich sei zu bedenken, dass die Margen in der Industrie sind eher niedrig und die Wechselrtaten hoch sind. Als \"eindeutig negativ“ auf Erfolg und Wachstum erwies sich im Untersuchungszeitraum ein hoher Kundenanteil von Weiterverteilern, heißt es weiter. Daraus erklärt sich auch die Strategie des Verbundkonzerns, der sich ja eindeutig gegen die österreichische Stromlösung (öSL) positioniert hat und die Endkundenliebe aufleben lässt. Was die Strategie der einzelnen EVU betrifft rät Accenture den Akteuten zu einer konsequenten Ausrichtung. Dabei sollte das Management aus vier möglichen Positionierungen wählen. Als Lokaler Player, was hierzulande üblich ist. Als Duplikator, womit Wachstum durch übernahmen gemeint ist. Als Netzwerker, womit eine Kooperation zwischen EVU, wie etwa die Energie Allianz gemeint ist. Oder als Multinationaler Konzern, wofür in österreich die Voraussetzungen bekanntlich nicht gegeben sind. Eine weitere Kennzahl der Untersuchung weist auf weitere Personalreduktionen bei den österreichischen Versorgern hin. Während beim durchschnittlichen deutschen EVU mittlerer Größe 1.530 Mitarbeiter tätig sind, werken hierzulande mehr als 2.100.

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