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Der Tsunami der Informationsflut

Ein Gastkommentar von Hermann Holzer-Söllner, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens CSI Communication Skills International.

Wir leben in einer Welt, die nach Wohlstand, Fortschritt, mehr Macht und Einfluss strebt, und auf der anderen Seite erleben wir Krisen, die in Kriegen ausarten, aber auch Katastrophen, die uns die Überforderung unserer Lebensräume vor Augen führen . In der Bewältigung dieser Ereignisse müssen wir uns eingestehen, dass wir tief in unserem Inneren mit all diesen Herausforderungen gedanklich, aber vor allem kommunikativ überfordert sind. Die Welt ist anscheinend kleiner geworden, wenn man die internationalen Vernetzungen betrachtet, der Globus an sich ist aber nach wie vor als solcher unverändert.

Wir leben in einem Gefüge, von dem wir permanent Informationen abverlangen, wobei wir aber mit der Menge der Informationsinhalte nicht zurecht kommen. Ist es die „NeuGier“, die uns dazu verleitet, über alles Mögliche Bescheid wissen zu wollen? Ist es das tatsächliche Interesse, die Notwendigkeit, die Informationen zu haben? Können wir überhaupt diese Flut an Inhalten verarbeiten?

Wohin treibt uns dieses Angebot an Information? Findige Köpfe ermöglichen es uns, Technologien für die Kommunikation in jeder Lebenslage einzusetzen. Wir reden über die unsichtbare Gefahr der atomaren Industrielandschaft, wir sehen aber nicht die unsichtbare Gefahr des Übermaßes an Information. Vorfälle, welcher Art auch immer, erleben wir zeitgleich mit. Katastrophen werden uns direkt in unsere Wohnzimmer geliefert. Wir sind enttäuscht, wenn dann weiterhin nichts passiert. Wir lassen gar nicht mehr zu, dass Menschen bemüht sind, mit diesen unendlich tragischen Vorkommnissen zurande zu kommen. Jede Information, vor allem optimistisch positive, werden automatisch mit dem Wörtchen »aber« ergänzt. Gerade die Flut an Nachrichten über die Katastrophe in Japan zeigt, dass die Bemühungen um die Verbesserung der Situation in den Hintergrund treten, während das Warten auf den »Supergau« in den Vordergrund rückt.

Wir verifizieren die auf uns einprasselnden Inhalte nicht mehr. Die immer beliebter werdenden sozialen Netzwerke verleiten uns dazu, Nachrichten als wahr und gegeben hinzunehmen. Gerüchte und persönliche Meinungen werden als der Weisheit letzter Schluss gesehen und nicht hinterfragt. Das ist auch durchaus verständlich, denn wer von uns hat noch Zeit, das Vermögen, all die Botschaften aufzunehmen und zu hinterfragen, und das nicht nur selektiv, sondern als Ganzes. Einfache Lebensweisheiten und der »gesunde Menschenverstand« treten in den Hintergrund.

Die Technologie liefert die einzige Wahrheit, weil sie schnell ist und sich vermeintlich nicht irrt. Damit einher geht auch der Abbau sozialer Kompetenzen in der Kommunikation. Das sich persönliche Auseinandersetzen mit den Mitmenschen tritt in den Hintergrund. Nur die übermittelte Botschaft zählt. Das ist auch einfach, denn die Maschine kann ich abschalten. Schnell Geschriebenes tritt in den Vordergrund, um ja nur der oder die »Erste« zu sein. Damit stehen Tür und Tor offen für Fehlinterpretationen. Ein weiterer Nachteil dieser Entwicklung ist, dass wir nicht mehr genügend Zeit haben, um darüber nachzudenken, was wir sagen möchten. Konflikte sind vorprogrammiert, weil Missverständnisse nicht sofort aus der Welt geschafft werden, sondern nur zeitverzögert beim Empfänger ankommen und die Situation nur verschlimmern können.

Es ist an der Zeit, dass wir uns einfach wieder die Zeit nehmen, um unsere Kommunikation zu überdenken. Die Qualität sollte wieder in den Vordergrund treten, und nicht der reine Zeitfaktor und die Quantität der Nachrichten. Die Informationstechnologien sind ein Mittel, um unser Leben zu erleichtern. Informationen aus dem Netz können unser Wissen bereichern, aber sie dürfen uns nicht beherrschen als das allmächtige Vermögen der Wahrheit.

Last modified onDienstag, 11 Juni 2013 16:38
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