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Plan ohne Rahmen

Tunnelprojekte haben offensichtlich etwas Mystisches. Wenn Mutter Erde angebohrt werden soll, ist für reichlich Aufsehen und auch Protest gesorgt. Das beste Beispiel dafür ist der Semmering Basistunnel, der nach Jahrzehnten nun als neues Projekt doch noch auf seine Realisierung hofft. Dass das politische Versagen, sich auf ein klares Ja oder Nein zu einigen, schon Dutzende Millionen Euro Steuergelder verschlungen hat, ist man hierzulande gewöhnt. In der Schweiz gibt es in solchen Fällen eine Volksbefragung, die jahrzehntelange politische Scharmützel verhindert. Ob der SBT neu etwas wird? »Wir sind derzeit sehr zuversichtlich«, glaubt Renate Pelz-Nakladal, Leiterin Projektinformationsmanagement bei der öBB-Infrastruktur Bau AG: »Die Länder Niederösterreich und Steiermark sind an einer konstruktiven Zusammenarbeit sehr interessiert.« Im Lenkungsausschuss sitzen weiter das BMVIT und die öBB. Gestartet wird der SBT neu in Gloggnitz. Damit soll zugleich ein flacherer Anstieg im Tunnel als beim Vorgängerprojekt erzielt werden. Die bislang gewonnenen Erkenntnisse (etwa aus dem alten Erkundungsstollen) sollen genutzt werden, um wenigstens einen Teil des bislang verplanten und verbohrten Geldes sinnvoll zu nützen. Der Baubeginn ist mit 2010/2011 vorgesehen, um zeitnahe mit der Koralmbahn (2018/2020) fertig zu werden. Letztere hatte bekanntlich weit weniger hartnäckige politische Gegner und konnte erstaunlich schnell durchgeboxt werden.
Trotz der teils etwas chaotischen Dauerrestrukturierung der öBB soll nun wenigstens bei der öBB-Infrastruktur alles gelaufen sein. Im Gebäude in Wien Meidling, wo einst der Vorgänger HL-AG beheimatet war, wird zwar nach einem Jahr noch immer umgebaut, aber organisatorisch soll alles fixiert sein. Das betonte zumindest Verkehrsstaatssekretär Helmut Kuckacka Ende April, der die scharfe Kritik von SPö-Verkehrssprecher Kurt Eder bezüglich öBB-Struktur als »absolut entbehrlich« bezeichnet hatte. Eder kritisierte, dass dem neuen öBB-Holdingchef Huber bis heute die Instrumente fehlen, um den Milliardenkonzern öBB zu lenken. »Der Irrweg des Hubert Gorbach hat die Bahn viel Geld gekostet und den täglichen Betrieb systematisch behindert. Er brachte tolle Jobs und Dienstautos für einige Dutzend Begünstigte des neuen Systems, der Bundesbahn aber zwei verlorene Jahre.«
Kuckacka dazu: »Es gibt keine Strukturänderungen. Die öBB-Struktur bleibt so, wie sie ist.« Die SPö wolle aus politischen Gründen dem Unternehmen öBB schaden, indem sie das Unternehmen schlecht rede. Wenn man diversen Meldungen glauben schenken darf, spießt es sich innerhalb der öBB derzeit aber noch in der Kompetenzaufteilung zwischen öBB Bau und Betrieb. Gewisse Nachjustierungen wird es wohl trotz aller Perfektion des Systems Bahn neu noch geben müssen.

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