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Warren ­Superstar

Das »Orakel von Omaha«, wie der 77-Jährige genannt wird, hat sich an die Spitze der Superreichen gesetzt, indem er sich konsequent im Rennen »Hase gegen Igel« als Igel gesehen hat. In einer angeblich immer schneller werdenden Welt setzt sich ausgerechnet der durch, der sich konsequent zur Bedächtigkeit bekennt. Er könne warten, ein oder zwei Deals pro Jahr reichten völlig. Deshalb ist die Liste der Beteiligungen, die sein Unternehmen Berkshire Hathaway hält, durchaus überschaubar. Unter den rund 70 Titeln finden sich aber Kaliber wie Coca-Cola, Johnson&Johnson, Wells Fargo und Co.
Sein Ansatz ist einfach: Ein Investor kauft nicht irgendwelche Papiere, er kauft Anteile an real existierenden Unternehmen mit real existierenden Produkten. »Kenne, was du besitzt« ist sein zentraler Leitsatz und deshalb macht er um derivative Produkte und mystische Fonds einen weiten Bogen. Hätte die Finanzwelt nach diesem Satz gelebt und nicht unüberschaubare Risken in dubiosen Papieren versteckt, nie wäre es zur jetzigen Kreditkrise gekommen. »Die Banken haben neue Wege gefunden, Geld zu vernichten. Dabei haben die alten schon wunderbar funktioniert«, kommentiert Buffett in seinem jährlichen Aktionärsbrief. Beteiligungen kaufen und im Idealfall ein Leben lang halten, das ist seine Philosophie. Wichtig ist beim Kaufen allerdings: Billig muss es sein, das heißt, der Marktwert sollte einen deutlichen Abschlag zum Unternehmenswert aufweisen. Und da tut sich nun ein breites Feld auf nach dem Kahlschlag, den die Spekulanten in den Chefetagen verursacht haben. Seit der Immobilienkrise haben die Aktien von Buffetts Berkshire Hathaway mehr als 30 Prozent zugelegt, das hat ihn jetzt an die Spitze der Superreichen gebracht. Anleger vertrauen keinem mehr als Buffett, wenn das Klima wirklich rau wird. Krisen sind sein El Dorado. »Werde gierig, wenn die anderen feig sind, und werde feig, wenn die anderen gierig sind« - nach diesem Leitsatz hat Buffett die größten Vermögenszuwächse erzielt.
Bill Gates, mit dem ihn eine Freundschaft und die wichtigste Wohltätigkeitsstiftung der Welt verbindet, hat mehrmals versucht, Buffett als Microsoft-Aktionär zu gewinnen - und ist abgeblitzt. Er sei nicht so intelligent wie Gates und ver­stehe das Produkt nicht. Wie der Softwaremarkt in zehn Jahren ausschaue, könne er sich nicht vorstellen. Deshalb lässt er die Finger davon, weil er jede neue Beteiligung an Coca-Cola misst. Das Getränk ist seit mehr als 100 Jahren populär, trotz Weltkriegen und Wirtschaftskrisen. In Generationen zu denken, nicht in Produktzyklen, das ist Buffetts Geheimnis.

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