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Keine Theorie des Erfolgs

Natürlich ist es schön, Erfolg zu haben, sagt Alexander Dill. Nur:Er ist nicht machbar, man kann ihn nicht programmieren. Und daliegt das Problem mit den Erfolgsgurus wie Napoleon Hill, Joseph Murphy, Dale Carnegie & Co. Alle wollen uns weismachen, dassfalsches Denken Misserfolge, richtiges Denken dagegen nur Erfolge produzieren kann. Dabei ist gerade die verbissene Suche nach Erfolg der Grundstock für den Misserfolg, behauptet der Philosoph und Unternehmer Alexander Dill. Die Story vom Tellerwäscher, der sich fleißig zum Milliardär hocharbeitet stimme zwar, doch freilich nicht für jeden.

Die berühmten Leitfäden zum Erfolg, die Ratschläge der Wirtschaftsgurus, die Gesetzmäßigkeiten von Börsen führten stetsbei jenen zum Ziel, die augenscheinlich von den Früchten des eigenen Geschicks gestreift wurden. Allen anderen ist der Misserfolg sicher. »Die in der westlichen Welt gängige Erfolgsskala bedeutet 5er-BMW, Haus und Urlaub in der Karibik als Lebensziel«, prangert Dill an. Er propagiert vielmehr den Wertder Gelassenheit in allen Höhen und Tiefen des Lebens (mit denen die Menschen ohnehin konfrontiert werden). Weiters sei einepositive Ziellosigkeit auf den Lebenswegen ratsam. Die fix vorgenommenen Lebensziele verstellen nämlich die Sicht auf wichtigere Dinge. Dill rät, »nicht in der Zukunft zu leben«. »Je höher die Ideale, desto geringer die Ergebnisse«, stellte schon sein legendärer chinesischer Kollege Laotse fest.

Erstaunlicherweise kann fast jeder von besonderen Krisensituationen berichten, dass ein vollkommenes Abschalten und Loslassen dazu führte, dass das oft beschworene Wunderin letzter Minute tatsächlich geschah. »Ich glaube, dass ein bewusstes Nicht-Tun den Raum für viele äußere Dinge öffnet«,meint Dill. So melden sich zum Beispiel Menschen auf einmal, die man, versunken in seine Ziele, nicht mehr wahrgenommen hat.Geschäftsprozesse, die seit Jahren stagnieren, kommen auf einmal in Bewegung. Ideen, die durch Vernunft und Nutzdenken verschüttet waren, sprießen plötzlich hervor.

Erfolgswahrheiten. »Jede Erfolgsgeschichte ist einzigartig und individuell«, ist Dill überzeugt. Aus diesem Grund könne es keinen, einzigen glaubwürdigen Leitfaden dazu geben - sämtliche Ratgeber sind letztendlich stets Erfolgsfallen, die hunderte verschiedene Wege zu den Lebenszielen suggerieren, ohnedabei das Wegenetz tatsächlich zu begreifen. Wenn jemand nur einen Tag zu leben hätte und zwischen vollendetem Glück und totalem Erfolg wählen müsste: Würde er allen Ernstes den Erfolg wählen, wenn er wüsste, dass er ihn am nächsten Tag nicht mehr genießen könnte?

Ein Achterl Wein. In jeder Bankfiliale, in jeder Talkshow und in jedem Freundeskreis begegnen sie uns: die kleinen und großen Erfolgsgurus mit den richtigen Rezepten. So gelangt man wahlweise durch Sparen, Investieren, Beziehungen oder Betrugzum Ziel. »Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt Erfolg- manchmal jedenfalls«, meint der Wirtschaftsphilosoph. »Wirkönnen zufällig Erfolg haben. Was wir nicht können, ist Erfolgmachen.« Dazu hätten sich die österreicher noch so mancheTugend bewahrt, die anderen gänzlich verloren gegangenscheint: mit einem gepflegten Achterl die Mittagspause in denNachmittag zu verlängern. Es sei wichtig, sich nicht vom eigenenErfolgsdruck in Haft nehmen zu lassen, Sklave seiner Handgriffezu werden.

»Die derzeit erfolgreichsten Bürger der Erde, nämlich GeorgeW. Bush und Bill Gates, müssen beide damit leben, dass ihr Erfolgweitgehend als unverdient angesehen wird. Die Weltherrschaft über den Softwaremarkt und die vollkommene militärischeübermacht bewirken keineswegs auch Anerkennung. Das Publikum ist vielmehr geneigt, den Erfolg als Ergebnis schmutziger Tricks, Verschwörungen und Seilschaften anzusehen- alles andere als die Folge persönlicher Leistung. Obwohl ein Weltmonopol auf PC-Betriebssysteme und militärische Macht faktisch den größtmöglichen irdischen Erfolg darstellen, geht der prestigeträchtigere Literaturnobelpreis an eine zurückgezogenlebende österreichische Schriftstellerin. Elfriede Jelinek hat nie einen Bestseller geschrieben. Nie war sie Gast beim führenden amerikanisches Talkmaster Jay Leno«, heißt es in Dills Buch »Die Erfolgsfalle«.

Auf höherer Ebene. Dill, 1959 in München geboren,hat schon einiges erlebt: vom American Dream in NewYork bis zur politischen Intrige im Nachwendedeutschland,von der Planung von Biomassekraftwerken in Bayern biszum Deutschen Auslandsmarketing, das er zeitweise als Projektleiter koordinierte. Derzeit forscht der Unternehmer, derimmer wieder auch Misserfolge im Geschäftsleben eingefahrenhat und derzeit eine Softwarefirma namens Internetkloster mit Sitz am Salzburger Kapuzinerberg besitzt, auf höheren Ebenen. Auf der Website www.whatiseconomy.com sammelt er Antworten auf die Frage nach dem Wesen der Wirtschaft. Bislang wäre nämlich ein wesentlicher Aspekt in der Bewertung von Volkswirtschaften übersehen worden: »Freeware«. Per se kostenfreie Produkte, wienatürliche Ressourcen, Religion, Glück und Zufriedenheit, könnten die harten Kriterien in Bewertungen in der Wirtschaft wesentlich bereichern. Besonders Volkswirtschaften in Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern sind demnach krass unterbewertet. Denn dort verfügen die Menschen (und die lokale Wirtschaft) über nachhaltig positive Werte zu Erfolg und Glück, die auch ein Umdenken in den Investorenströmen bewirken könnten.

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