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Volle Kraft voraus

Es ist erstaunlich, wie viel wir wissen. Aber wir stehen wie ärzte neben dem Patienten und schauen zu, wie das Fieber steigt.« Roland Stulz, Mitglied des geschäftsleitenden Ausschusses der Schweizer Firma Amstein + Walthert AG, brachte es anlässlich des internationalen Workshops Energievisionen 2050 wieder einmal auf den Punkt: Die Welt fährt mit offenen Augen an die Wand. Der Energieverbrauch steigt drastisch an, der Klimakiller CO2 wächst entgegen der vielfach gesetzten Reduktionsziele.
Und während sich rund dreihundert Teilnehmer des BMVIT-Workshops mit möglichen Alternativen und Auswegen aus dem Energiedilemma berieseln ließen, setzt die heimische Politik dazu an, das Wachstum von erneuerbaren Alternativen zu beschränken. Die zwischen öVP und SPö ausgehandelte ökostromnovelle wird den Wachstumsschub der Biostromproduzenten deutlich verlangsamen, vielleicht qualitativ auch verbessern.
Zugleich verkaufen sich treibstofffressende Zweitonnenautos und stromschluckende Plasma-TV-Bildschirme wie die warmen Semmeln. Genauso wie allzeit betriebsbereite Kaffeeautomaten und Saunakabinen. Und Teile der Industrie schreiben enorme Gewinne und expandieren, was das Zeug hält. Der Effekt: Der heimische Energieverbrauch wächst rasant. »österreich ist nicht mehr typisch für Europa, nur die USA haben eine vergleichbare Entwicklung«, macht Stefan Schleicher vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Uni Graz klar. Pro Jahr verbraucht das Land 2,6 Prozent mehr elektrische Energie. Das Verrückte am steigenden Verbrauch ist, dass niemand genau sagen kann, welche Ursachen die Zuwachsraten haben. Kurzum: In österreich herrscht Energie-Schlendrian, um essenzielle Fragen kümmert man sich nicht wirklich.
Professor Schleicher hätte da schon eine Idee: österreich sollte sich ein Stromeffizienzgesetz zulegen. Der Umweltdachverband regt seit geraumer Zeit einen Effizienzfonds an, mit dem die Umstellung auf verbrauchsarme Geräte gefördert werden sollte. Wenn der Verbrauch nicht gedrosselt wird, macht es nämlich wenig Sinn, in erneuerbare Energieerzeugung zu investieren. »Die Erneuerbaren reichen nur dann, wenn große änderungen vorgenommen werden«, betont Schleicher. Ganz ähnlich sieht die Sache Reinhard Haas, Professor am Institut für elektrische Anlagen und Energiewirtschaft. Seiner Ansicht nach trage der niedrige Preis von Strom dazu bei, verschwenderisch damit umzugehen. Seiner Ansicht nach seien drei Schritte zur Nachhaltigkeit im Energiesektor erforderlich:
- Erstens die Steigerung der Energieeffizienz, vor allem verbraucherseitig.
- Zweitens die Reduktion der Verschwendung, Darunter fallen für ihn Standby-Geräte, Wegwerfgeräte und Designerlampen sowie der Umstand, dass zur Beförderung von Menschen mit einem Gewicht von achtzig Kilogramm eine Tonne transportiert wird.
- Drittens empfiehlt Haas eine Steigerung des Anteils erneuerbarer Energieträger, vor allem bei Strom.

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