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Unbeliebt, beliebt

»Die Unkenrufe, dass 130 Jahre nach der Patentierung des Telefons durch Alexander Graham Bell die Zeit der Festnetztelefonie endgültig abgelaufen sei, haben sich als verfrüht erwiesen«, ließ die Telekom Austria im Herbst verlautbaren. Internationale Statistiken würden zeigen, dass die Festnetzanschlüsse seit dem Jahre 2000 einen Zuwachs um 5,3 Prozent verzeichnen. Freilich mit kleinem Nachsatz: »Außerhalb der hochentwickelten Mobilfunkmärkte.«

Selten klingen Erfolgsmeldungen wie diese so wie ein Hilfeschrei: In den Festnetzbereichen der europäischen Telcos ist er mehr als angebracht. Die Handydichte in österreich hat mittlerweile die 100-Prozent-Marke überschritten. Selbst Colaautomaten stören die Statistik, welche Sparte nun das größere Kundenpotenzial habe. »Doch trotz des Erfolgs der Mobiltelefonie behält das Festnetz seinen Fixplatz im Kommunikationsverhalten der Haushalte«, so die TA. »Noch«, sagen die aufmerksamen Marktbeobachter, Analysten und nicht zuletzt der Mitbewerb.

»Wettbewerb kann gar nicht hart genug sein, wenn es für ein Land wie österreich darum geht, sich erfolgreich am internationalen Wirtschaftsparkett zu behaupten«, betont Staatssekretär Helmut Kukacka beim zehnten Forum des Verbandes Alternativer Telekomnetzbetreiber (VAT). Die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes sei überall dort eine Erfolgsgeschichte geworden, wo die Regulierung einen fairen Wettbewerb ermöglicht habe, sagt VAT-Präsident Achim Kaspar. »Bei den Gesprächsminuten im Festnetzbereich haben wir mittlerweile einen beginnenden Wettbewerb erreicht«, gibt er sich beinahe zufrieden. Dadurch seien die Gesprächstarife deutlich gesunken, dies stelle einen erheblichen Nutzen für die Konsumenten dar.

Kein Grund zur Zufriedenheit. Doch die Diskussion um die Rahmenbedingungen für Gesprächsminuten im Festnetz werden spätestens dann hinfällig sein, wenn das Gros der Kundschaft zu den jungen, flexibleren Mobilfunkbetreibern gewechselt sein wird. Denn eines scheint gewiss: Bei einem reinen Sprachduell von Festnetz gegen Mobilfunk gewinnt mittelfristig die Drahtlostechnologie. Allein der steigende Breitbandbedarf - der Hoffnungsschimmer für Festnetzgranden wie TA-Mann Rudolf Fischer - kann das Festnetz wieder zu seiner traditionellen Rolle als Cashcow zurückführen. Der Grund: Drahtgebundene Breitbandprodukte werden auf absehbare Zeit stets schneller als die herrschenden Mobilfunktechnologien sein. Der eigentliche Clou ist aber folgender: Anders als beim herrschenden Trend bei den Dienstleistern und Herstellern, wenig lukrative Geschäftssparten abzustoßen, entwickelt sich der Sprach und Datenzugangsmarkt in die entgegengesetzte Richtung. Die Auguren sprechen mittlerweile nicht mehr nur von Triple-Play, sondern mindestens von Quadruple-Play, der Bündelung von Festnetz, Internet und TV mit dem Mobilfunk.

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