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Globaler, lokaler Standort

Report: In der Chefetage von Alcatel Lucent österreich ist jetzt ein Generationensprung vollzogen worden. Ein 42-Jähriger tritt an die Spitze. Spiegelt das die neue Dynamik in der Branche wieder?
Harald Himmer: 20 Jahre Altersunterschied zwischen mir und meinem Vorgänger ist definitiv ein Generationensprung. Allerdings sind die Strukturen in unserem Haus insgesamt sehr jung: Wir haben seit Jahren einen sehr dynamischen Wechsel hinter uns. Die gesamte Führungsriege ist heute in meiner Generation. Im Vorstand und in der Geschäftsleitung übernimmt nun ein Team die Gesamtverantwortung, das schon in den vergangenen Jahren den Kurs maßgeblich mitbestimmt hat.

Was hat die neue Führungsriege mit der Integration von Lucent zu bewältigen?
Tatsache ist, dass wir rein in österreich nicht so dramatisch viele Themen hatten. Gleichzeitig ist aber die zusätzliche Kraft enorm, die allein dadurch frei wird. Wir sind jetzt ein Konzern, der ein Drittel seines Umsatzes in den USA macht. Das stärkt in einem globalisierten Markt und natürlich auch in der lokalen Markt- und Wettbewerbsfähigkeit.

Wie wirkt sich das breitere Produktportofolio konkret auf den heimischen Markt aus?
Als Konzern agieren wir global, wir als österreichverantwortliche müssen das lokale Handeln bestimmen. In der Fusionssituation bedeutet das, dass wir weltweit unsere Forschungs- und Entwicklungskapazitäten enorm ausgeweitet haben .Wir sind Nummer eins im Festnetz, die Nummer eins in der Zugangs- und übertragungstechnik. Wir sehen uns als die Nummer drei in der Mobilkommunikation. Wir sind sehr stark im Servicebereich, belegen in diesem Segment Platz zwei. Durch die Fusion wurden nun auch eine andere Bedeutung in der globalen Marktwahrnehmung und eine gestiegene Zukunftsfähigkeit erreicht, die wir auf den heimischen Markt übertragen können.

Es sind neue Aufgaben in Zentral und Osteuropa dazugekommen?
österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen und die Schweiz sind nun in einer Region zusammengefasst, die von Wien aus geleitet wird. Eine Mehrzahl von Kollegen aus unserem Haus, die auch für den heimischen Markt tätig sind, nehmen in unterschiedlichen Rollen Verantwortung in dieser Region wahr. Das stärkt den Standort und macht uns zur Drehscheibe. Die Entwicklung ist auch Ergebnis unserer starken Entwicklung in den vergangenen Jahren. Alcatel konnte sich in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt konsequent behaupten und dadurch Ressourcen gewinnen, die anderen nicht zur Verfügung stehen. Wenn ein Konzern ein flächendeckendes Netz an Länderniederlassungen hat - Alcatel-Lucent ist in rund 130 Ländern mit Niederlassungen vertreten - sind diese normalerweise unterschiedlich stark aufgestellt. Unsere Organisation ist speziell sehr stark im Servicebereich, wir generieren mehr als die Hälfte unseres Umsatzes im Servicegeschäft. Dadurch verfügen wir über eine Kompetenz, die wir anderen Einheiten zur Verfügung stellen können.

Welches Wissen wird hier zur Verfügung gestellt?
Zum Beispiel werden \"Technical Sales\" für die anderen Ländern von Wien aus mitgestaltet: Die gesamte Prozesssteuerung kommt aus Wien. Die Professionalität unserer Mitarbeiter in österreich nutzt der Konzern für Länder, in denen Aufbauarbeit geleistet werden muss.

Das vergangene Jahr war nicht nur auf Lieferantenseite, sondern auch bei den Providern durch einen Konzentrationsprozess gekennzeichnet. Zuletzt hat die Telekom Austria etel übernommen, davor Tele2 die UTA. Im Mobilfunkbereich T-Mobile tele.ring. Macht dies das Leben der Telekomzulieferer schwieriger?
Im Prinzip steht ein Lieferant immer im Wettbewerb mit jenen, die ähnliche Produkte, Leistungen und Services erstellen. Mit der Liberalisierung 1998 kam eine spannende Zeit, da alle Provider glaubten, dass sie eine eigene Infrastruktur benötigen. Mit dem Platzen der Blase wurde dann wieder Synergien gesucht. In dieser Situation haben wir die Bedeutung von Services erkannt und nicht nur den großen Outsourcingauftrag von One erhalten, sondern ähnliches auch für tele.ring gemacht. Alcatel-Lucent hat erkannt, dass der Markt trotz Wettbewerb Synergiepotentiale hat. Das heißt, dass eine höhere Anzahl Marktteilnehmer nicht automatisch ein größeres Geschäftsvolumen bedeutet - genauso wie eine Konzentration neue Geschäftsfelder eröffnet, weil Synergien gehoben werden. Die wesentliche Qualität ist die Antizipationsfähigkeit zu verstehen, was in den unterschiedlichen Phasen die Anforderungen der Marktteilnehmer sind, um dann rechtzeitig mit Produkten am Markt zu sein.

Apropos Antizipationsfähigkeit: Was antizipiert Harald Himmer für die nächsten zwölf Monate?
Ich gehe davon aus, dass wir im Festnetz weiter relevantes Breitbandwachstum haben und unsere Serviceleistungen im Mobilfunkbereich weiterhin stark gefragt sein werden. Es gibt darüber hinaus einige spannende Themen, bei denen wir an vorderster Front mitgestalten möchten - bei etwa IP-TV ist Alcatel-Lucent ein weltweiter Technologie- und Systemintegrationspartner der Telcos.

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