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Rückgrat KMU

Österreichs KMU sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Österreichs KMU sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft.

Österreichs kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Durch ihre Innovationsfähigkeit und Flexibilität sichern sie dem Land eine hohe Lebensqualität. Aber wie geht es eigentlich den KMU?

Von Karin Legat

Kreativität, Growth, Challenges, neue Wege, Fähigkeit zum Querdenken – das ist der Auszug aus einem Wordrap von 37 KMU-Beauftragten der EU. Vielfalt ist ein weiterer Faktor. »Ein kleines Unternehmen kann a priori sehr flexibel sein, kennt seine Kunden sowie den lokalen Markt und das wirtschaftliche Umfeld. Und je kleiner das Unternehmen, desto bunter wird die KMU-Welt«, betont Peter Voithofer, Direktor der KMU Forschung Austria. Die Bedeutung von KMU am heimischen Markt ist im langfristigen Vergleich steigend. »Über zehn oder 15 Jahre gesehen gibt es zwar immer ein Kommen und Gehen, insgesamt ist die Entwicklung aber positiv.« Die Rechtsanwaltskanzlei Northcote.Recht ist z.B. seit einem Jahr am heimischen Rechtsberatungsmarkt tätig. Laut Anwaltsbranchenranking hat sie es 2012 gleich unter die Top 5 Neugründungen geschafft. »Unser Konzept hat sich erfolgreich am Markt etabliert«, betont Sophie Martinetz.

KMU bilden derzeit 99,7 Prozent der Unternehmen in Österreich, beschäftigen 67 Prozent aller Arbeitnehmer und erzielen 63 Prozent der gesamten Umsatzerlöse im Land. Für Alois Frank, Leiter der Unternehmensberatung des WIFI Wien, sind KMU am heimischen Markt weitgehend zufrieden unterwegs. »Die Herausforderungen für KMU haben sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert – trotz der Krise 2008/09, die in der Wirtschaft zu Verwerfungen geführt hat.«

Anforderungen

In vielen Bereichen gibt es laut KMU Forschung Austria eine sehr starke Wettbewerbssituation verbunden mit einem rasanten Wandel der Umfeldbedingungen. »Die Veränderung darf nicht als Projekt angesehen werden, sondern als ständiger Begleiter, egal ob das einen Wandel in der Produktionstechnologie, in Marktgröße, Markttiefe, Internationalisierung oder Technologie in Bezug auf das Internet betrifft«, betont Voithofer. Früher hat sich die Weiterentwicklung viele Jahre gezogen, heute erfolgt sie in wesentlich kürzeren Zeitabständen. Normen bilden einen Bereich, der einer ständigen Änderung unterworfen ist. »Es stellt sich aber die Frage, ob alle rechts-unterworfenen UnternehmerInnen alles durchlesen. Je kleiner der Betrieb, desto eher sind die Geschäftsführer im operativen Tagesgeschäft tätig.« Wichtig ist, dass man permanent am Ball bleibt. Laut Alois Frank ist auch die Mitarbeiterfrage eine zentrale Herausforderung. Es gibt viele Unternehmen, die Fachkräfte suchen und nicht finden.

Natürlich machen sich Unternehmen auch strategische Gedanken über die Zukunft. Eine Hürde dabei bildet oft die überbordende Verwaltung. »Um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können, muss vieles effizienter und schlanker werden.« Einen Bürokratieabbau fordert auch Andrea Maria Vaz-König, Geschäftsführerin des neu gegründeten Café-Bistros deli bluem. »Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wieso sich drei Magistratsabteilungen parallel mit der Beschilderung eines Lokals befassen müssen. Die Zeit der Beamten könnte effizienter eingesetzt werden, wenn diese Mehrfachverantwortungen vermieden würden.«

Finanzierungsvielfalt

»Die Unternehmer von heute sind unsere wirtschaftliche Zukunft«, betont Gregor Deix, Leiter Firmenkunden Erste Bank. »Wir können die komplette Palette an Lösungen für KMU anbieten.« Dazu zählen neben klassischen Finanzierungsformen wie Betriebsmittel- und Investitionskrediten, Leasing und Factoring, ein Businesskonto inklusive Buchhaltung, der Online-Fördercheck und der KMU-Stresstest. Mittel der Europäischen Investitionsbank, des aws und des europäischen Investitionsfonds werden ebenso vermittelt. Für Gründer stehen Finanzierungs- und Förderspezialisten in acht Gründercentern bereit. Die BAWAG PSK bietet gemeinsam mit aws, der WKBG und der Wirtschaftskammer Finanzierungen. Seit Anfang 2013 können KMU die BAWAG PSK Kontobox Business nutzen. »Wir haben ein spannendes wirtschaftliches Jahr erlebt. Dennoch haben wir vermehrt Aktivitäten zur Betreuung unserer 40.000 Geschäftskunden in Österreich gesetzt. Unsere Kunden profitieren auch von den neuen, an die Post angelehnten Öffnungszeiten – ein USP gegenüber anderen Banken, vor allem für die zahlreichen Kunden aus dem Segment Handel mit Tageslosungen«, betont Thomas Schevaracz-Helm, Leiter Geschäftskunden und Freie Berufe. Eine Übersicht über bundesweite Wirtschaftsförderungen gibt die Förderdatenbank der WKO. Hier findet man Angebote seitens aws, Hotel- und Tourismusbank, Österreichischer Kontrollbank, Exportfonds, ERP-Fonds, WKO-Internationalisierungsoffensive, FFG, KPC und AMS. Aktuell weist die Datenbank darauf hin, dass die ursprünglich bis 31.12.2013 befristeten aws-Programme bis 30.6.2014 unverändert verlängert wurden, so der aws Jungunternehmer-Scheck, aws Dou-ble-Equity, aws KMU-Stabilisierung und aws IP.Vermarktung.

Lange Bank

Trotz positiver Stellungnahmen heimischer Banken bewerten viele KMU den Zugang zu Finanzierungsquellen als sehr mühsam. »Es ist seit 2009 in Österreich für ein KMU verdammt schwer bis unmöglich, von Banken auch nur kleine Unterstützungen zu erhalten, nicht einmal von der eigenen Hausbank, die den Betrieb seit Jahren betreut. Man muss der Bank zeigen, dass man keinen Kredit benötigt, damit man überhaupt einen bekommt«, kritisiert Andrea Szivacsek von Hatahet productivity solutions. »Das Steuerthema ist ähnlich problematisch«, ergänzt Kollege Nahed Hatahet. »Die Abgaben in Österreich sind horrend. Von einer vermehrten Unterstützung merkt man wenig. Eher im Gegenteil: Selbstständige werden noch stärker besteuert. Wir werden zwar trotzdem weiteres Personal einstellen und damit die Arbeitslosenrate senken, aber einfach wird es einem nicht gemacht.« Dazu ergänzt Karl Steinmayr, Geschäftsführer von HABAU Hoch- und Tiefbau: »Dass Steuerbelastungen aufgrund der vergangenen Budgetpolitik bzw. notwendigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung nicht ausbleiben werden, sehen wir als notwendiges Übel. Es kann und darf aber nicht nur auf die Unternehmungen überwälzt werden.«

Beratung

»Ein von KMU hausgemachtes Defizit ist die oft fehlende Bereitschaft, externes Know-how in Anspruch zu nehmen«, zeigt Alois Frank von der WIFI Wien Unternehmensberatung auf. KMU wollen vielfach alles selbst erledigen. Es macht aber wenig Sinn, sich intensiv mit Fördermöglichkeiten, IT-Fragen oder anderen Problemstellungen ausschließlich selbst zu beschäftigen, wenn es dafür Experten gibt. Die externen Beratungsleistungen werden im Umfang von bis zu 50 Stunden im Jahr mit mindestens 50 Prozent der Nettoberatungskosten gefördert. In Fragen Steuerrecht verweist die Unternehmensberatung an die Steuerabteilung der WK. »An uns wenden sich Gründer mit Fragen zur Kleinunternehmerregelung bei der USt ebenso wie bestehende KMU mit Fragen rund um Lohnsteuerbehandlung von Sachbezügen und Rechnungsausstellung bei Lieferungen bzw. Leistungen an Kunden im Ausland«, nennt das WKO-Steuerreferat einige Fallbeispiele.

Die Wirtschaftskammern unterstützen KMU außerdem mit Veranstaltungen, Publikationen und Online-Tools wie dem JungunternehmerInnen-Coaching, Plan4you Easy zur Erstellung eines Businessplanes, dem KMU BonitätsRechner und Patentsprechtagen. »Es gibt ein breites Portfolio unternehmensbezogener Wirtschaftsförderung, finanziell und beratend. Es ist aber auch eine Holschuld. KMU müssen ihre Sensoren offen halten und schauen, was geboten wird und was nützlich ist. Das fehlt aber leider teilweise«, bedauert Peter Voithofer. Hatahet arbeitet mit externen Beratern zusammen, wenn auch im überschaubaren Rah-men. »Unser wichtigster externer Berater ist unser Steuerberater«, berichtet Nahed Hatahet. »Je nach Anforderungen ziehen wir aber auch Telemarketing-Agenturen für Call-Kampagnen hinzu.« Auch deli bluem delikatessen setzt auf steuerliche Unterstützung. »Ein guter Steuerberater ist aus meiner Sicht in der Gründungsphase unerlässlich, um von vornherein die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Weiters war mir in meinem spezifischen Fall auch Unterstützung durch einen Gastronomie-Experten sowie Experten im Bereich Design und Webpage-Gestaltung für eine professionelle Umsetzung meiner Geschäftsidee wichtig«, berichtet Andrea Maria Vaz-König. Für Patrizia Grecht von Hair Concept Grecht ist ein professionelles Netzwerk absolute Notwendigkeit, um den Kundenservice laufend verbessern und ausbauen zu können.

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