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Menschenliebe

Ein kurzer Blick in das Firmenbuch macht sicher. Karl Sevelda ist in der Oberliga des heimischen Bankbusiness angekommen. Das Register wirft für den Raiffeisen-Zentralbank-Vorstand in Summe die imposante Zahl von fünfzig aktuellen und gelöschten Funktionen aus. Sevelda tummelt sich dort beispielsweise als Vorstand von Privatstiftungen wie Bene oder kontrolliert als Aufsichtsrat die öBB-Holding und gleich auch noch eine ihrer Töchter. Innerhalb des »Grünen Riesen« mischt Sevelda bei der International Holding, der Investment AG oder der Private Equity Holding mit. Im »Firmenbuch-Ranking« wird der 56-Jährige nur von wenigen Bankern getoppt. RZB-General Walter Rothensteiner bringt es als Seveldas Boss gleich auf 57 Einträge. Raiffeisen-Mastermind und -Generalanwalt Christian Konrad hingegen nur auf »bescheidene« 43.

Schnurgerade war der Weg zum Banker für Sevelda nicht. In den Siebzigerjahren verdingte sich der frisch gebackene WU-Magister als freier Forscher für die damaligen Wissenschafts- und Handelsminister und werkte für das Wirtschaftspolitische Institut, zu dessen Finanziers die Industriellenfamilie Prinzhorn zählte. Fast hätte Sevelda eine politische Karriere eingeschlagen. Aber da war vielleicht auch irgendwie Jörg Haider vor. Mit dem Taferlschwinger und begnadeten Egomanen verband Sevelda in den Studienjahren eine enge Freundschaft. »Wir wollten gemeinsam österreich revolutionieren«, sagt der Wiener. Aber die Ernüchterung folgte auf den Fuß. Ebenso wie die Einsicht, dass sich Haider damals »lediglich als liberal geriert hat«. Der Rest ist Politikgeschichte. Ein entfesselter Haider stürzte Norbert Steger als Parteichef und Sevelda fungierte als desillusionierter Exfreund Haiders als Gründungsmitglied des Liberalen Forums von Heide Schmidt. Seit damals herrscht zwischen den Jugendfreunden absolute Funkstille. Aber bis auf einen Zwischenstopp in Stegers Ministerbüro hatte Sevelda seine Profession schon gefunden. Die Karriere als Banker startete er als Referent für Kommerzkredite bei dem damaligen Creditanstalt-Bankverein, er brachte es dort bis bis zum Leiter der Bereiche internationale Konzerne und und Firmenkundengeschäft. Und so nebenbei zum Zentralbetriebsrat. Worüber er selbst etwas verblüfft war - wie wahrscheinlich auch seine damaligen Chefs. Den eigentlichen Job hat er deswegen freilich nie aufgegeben, wie er betont. In den Wirren der übernahmen überging ihn die CA bei einer Beförderung und gleichzeitig wurde Raiffeisen mit einem Angebot vorstellig, zu dem er nicht Nein sagen konnte. Als Vorstand ist der Musikliebhaber für das Kundengeschäft in österreich und Westeuropa und für den Finanzierungsbereich zuständig. Aber auch für »ordinäre« Kredite, wie er nicht vergisst zu erwähnen. Eine Haltung, die auch seine Kunden goutieren. »Der Karl weiß, dass Kredit kein Schimpfwort ist. Das ist heute schon selten«, sagt der Finanzvorstand eines österreichischen Konzerns. Bei dem auch in der heurigen Finanzierungsrunde - nicht zuletzt wegen der Beziehung zu Sevelda - wieder Konkurrenzinstitute zwischen London und Frankfurt wahrscheinlich abblitzen werden.

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