Kfz-Leasing wird den Fuhrparkkauf ablösen
- Written by Redaktion_Report
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Rudolf Fric: Wir haben eine außerordentlich gute Zusammenarbeit mit unseren Vertriebspartnern. Die wussten, dass keine einzige Person in unserem Haus mit den Problemen unserer Konzernmutter etwas zu tun hatte. Als Teilkonzern mit eigenem Vertriebspotenzial konnten wir uns hier gut abgrenzen. Zudem ist in unserer Mannschaft eine Art Jetzt-erst-recht-Stimmung aufgekommen. Wir haben auch entgegen vielen Empfehlungen unsere Werbe- und PR-Aktivitäten nicht eingeschränkt, sondern sind auf dem Kurs geblieben, den wir uns für 2006 vorgenommen hatten.
(+) plus: In der Immobiliensparte konnte der Umsatz sogar verdoppelt werden.
Fric: Wir hatten ein sogenanntes Spot-Geschäft - einen großvolumigen Immobilienleasingfall in Wien. Zusätzlich konnten wir eine Zunahme von kleineren Projekten im KMU-Bereich, in der Größenordnung von jeweils unter zehn Millionen Euro, verzeichnen. Hier sehen wir eine steigende Nachfrage.
(+) plus: Sie sind auch Präsident des Verbands österreichischer Leasinggesellschaften. Wie sehen Sie generell den Trend in der Immobilienleasingbranche - wird das nach der Kfz-Branche der nächste boomende Markt?
Fric: Nein. Der österreichische Markt ist von der Anzahl der möglichen Immobilienprojekte her so klein, dass es immer wieder sehr starke Schwankungen geben wird. Solche Spitzenergebnisse im Wachstum sind oft von Einzelprojekten geprägt, dadurch gibt es auch Marktanteilsverschiebungen unter den Mitbewerbern.
(+) plus: Beim Kfz-Leasing ist das Niveau bereits sehr hoch, trotzdem sind offenbar noch immer Zuwächse möglich. Oder ist der Plafond schon erreicht?
Fric: Der Markt wird weiter wachsen, primär vom Firmenkundenbereich und von der öffentlichen Hand getrieben. Wir gehen davon aus, dass im Firmenkundenbereich mittelfristig Leasing den Kauf ablöst - verbunden mit zusätzlichen Leistungen wie Fuhrparkmanagement. Seit einigen Jahren bedient sich auch die öffentliche Hand der Leasingmöglichkeiten und des externen Fuhrparkmanagements. Dieses Potenzial ist enorm und sicher noch nicht völlig ausgeschöpft.
(+) plus: Ist Kfz-Leasing ohne Fuhrparkmanagement überhaupt noch wettbewerbsfähig?
Fric: Ich gebe Ihnen Recht, dass es strategisch in diese Richtung geht. Das sieht man auch an der starken Betonung der Fuhrparkmanagementkomponente in der Softwareentwicklung. Derzeit gibt es noch einen enormen Nachholbedarf. Der Markt ist bei weitem nicht ausgeschöpft. Wir gehen davon aus, dass erst etwa zwanzig Prozent extern gemanagt sind - und entsprechend groß ist das Einsparungspotenzial.
(+) plus: Welche Bedeutung haben Skurrilitäten wie etwa geleaste Pferde oder Löwen? Geht das über den Publicity-Faktor hinaus?
Fric: In wirtschaftlicher Hinsicht sind diese schillernden Beispiele unbedeutend. Sie zeigen aber die unglaubliche Vielfalt von Investitionsanliegen und sollen dazu anregen, auch bei Investitionen abseits des Autos nach Leasing zu fragen.
(+) plus: In Hinblick auf Basel II ist Leasing auch für Jungunternehmer eine zunehmend interessante Option.
Fric: Wir schauen uns - egal ob als Bank oder Leasinggesellschaft - an, welchen Cash-flow das Unternehmen erwirtschaften wird. Das gilt auch für Jungunternehmer und kleine Betriebe. Die Leistbarkeit ist beim Leasing eher gegeben als beim Kredit, insofern ist Leasing gerade bei Jungunternehmern ein Thema. Aber wir brauchen schon einen Businessplan, um abzusehen, wie sich das Unternehmen voraussichtlich entwickeln wird. Es gibt keine Leasingfinanzierung ohne Bonitätsprüfung. Das ist auch zum Schutz des Kunden.
(+) plus: Was ist dann der Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Kreditfinanzierung?Fric: Leasing ist bilanzneutral und schont die für das Bank-Rating so wichtigen Kennzahlen. Und die laufenden Leasingentgelte sind wegen des Restwertansatzes spürbar niedriger als die Raten eines entsprechenden Abstattungskredits. Auch die Abwicklung ist, wie das Beispiel Kfz-Leasing zeigt, wesentlich schneller. Das liegt am Zeitdruck: Der Autohändler hat den Kunden endlich überzeugt, eine Autobestellung zu unterschreiben. Wird nun bei der Finanzierungsfrage Zeit verloren, steht der Kunde auf und sagt, er kommt morgen wieder. Der kommt aber nicht wieder. Und deswegen muss der Ablauf so schnell und einfach wie möglich sein: Der Verkäufer nimmt die Kundendaten, prüft für uns die Identität und die Echtheit der Unterschrift, faxt uns die Unterlagen und innerhalb einer halben Stunde sollte im Normalfall der Vertrag genehmigt und abgewickelt sein. Bei Flottenkunden ist der Zeitdruck nicht ganz so groß, weil das keine Spontankäufe sind. Aber innerhalb von zwei Tagen ist das auch da kein Problem.
(+) plus: Es heißt, in schwachen Wirtschaftsjahren fungiere Leasing als Investitionsmotor. Ist der starke Boom im Leasinggeschäft in den letzten Jahren tatsächlich nur auf die schlechte Konjunktur zurückzuführen?
Fric: Der starke Zuwachs in den Vorjahren hat sicher damit zu tun, dass die Bundesregierung mit der Investitionszuwachsprämie zum Investieren angeregt hat. Und daran konnte Leasing in großem Ausmaß partizipieren. Das war ein Konjunkturtreiber. Es hat dadurch sicher Vorzieheffekte gegeben, die auch heuer noch spürbar sein werden.
(+) plus: Wird das Auslandsgeschäft noch stärker an Bedeutung gewinnen?
Fric: österreich war immer ein absoluter Vorreiter in der Etablierung von Leasinggesellschaften im traditionellen CEE-Raum. Aber die regionale Perspektive geht heute noch wesentlich weiter - nach Russland und noch weiter nach Osten. Unsere internationalen Kunden erwarten, dass wir auch in den Ländern präsent sind, wo sie ihre Perspektiven sehen.