Betrachtet man die aktuellen Umfragen über die Zufriedenheit der Menschen mit dem Europa, wie es sich uns heute präsentiert, so zeigt sich ein nicht gerade erfreuliches Bild. Nun sollte man bei der Veröffentlichung von Umfrageergebnissen auch die einzelnen Fragestellungen durchaus berücksichtigen. Dummerweise sind aber die Fragen nicht bekannt. Die Seriosität der Umfrage wird damit nicht angezweifelt. Tatsache ist aber auch, dass man natürlich mit bestimmten Formulierungen aber auch ein Ergebnis durchaus vorausplanen kann. Das eine Skepsis gegenüber der derzeitigen Lage unseres „Europas" vorhanden ist, ist unzweifelhaft. Warum ist das so, geht es bei der kommenden Wahl zum Europäischen Parlament nur um eine Abrechnung mit den nationalen Regierungen?

Fakt ist, das bei näherer Betrachtung wir in Europa noch nicht so weit sind uns mit dem Ziel eines gemeinsamen Europa zu identifizieren. Das Verhalten die unmittelbare Nähe unseres Seins über das Gemeinsame zu stellen ist letztendlich nicht einfach. Es erfordert ein Denken in Kompromissen, ein Denken zur Solidarität, einfach ein Denken über den Tellerrand hinaus.

Betrachten wir Österreich, so sind wir ja nicht einmal in der Lage den Föderalismus in den Griff zu bekommen. Hätten wir diese Situation gelöst, wäre die seit langem angestrebte Verwaltungsreform umgesetzt. Wir leisten uns gedanklich aber auch praktisch noch immer Systeme, die historisch in Monarchie zurückreichen. Jedwede Veränderung scheitert an der Tatsache, dass wir immer zuerst das Problem und die Schwierigkeiten einer Lösung sehen. Wir haben offensichtlich ein Verharrungsverhalten, welches uns erschwert stärker über die Lösung nachzudenken. Es scheitert aber auch am Machtstreben lokalpolitisch agierender Personen.

Gründe für unsere Behäbigkeit gibt es viele. Unsere Geschichte hat gezeigt, dass das nationalstaatliche Denken, das Denken in kleinen Räumen uns nicht loslässt. Das „Ich" zuerst und dann die „Anderen" beherrscht unser Agieren. Dieses Denken ist zwar verständlich und nachvollziehbar, es verhindert aber zukunftsorientiertes handeln. Es führt auch dazu ein durchaus Hinterfragens Wertes Demokratieverständnis zu vertreten. Es will zwar jeder mitreden, nur Verantwortung tragen ist nicht gewünscht. Da sehen wir dann immer die Schuld bei jemand anderen. Ich bezeichne das als „Müllhaldensyndrom". Wir produzieren enorme Mengen von Müll, aber lagern, verwerten tun wir es beim Nachbarn. Kommt dieser auch seiner Aufgabe nach, dann ist es uns auch nicht recht. Wir hätten ja gerne die Regeln festgelegt.

Es ist an der Zeit, den Menschen klar zu machen, dass wir letztendlich an all den Entscheidungen die in der EU fallen beteiligt sind. Es ist der Europäische Rat, die Verantwortlichen der Nationalstaaten, die letztendlich bestimmen was passiert. Sie haben auch kein wirkliches Interesse, dem Europäischen Parlament mehr Mitsprache zu erteilen damit auch eine Kontrolle vorhanden wäre. Hätten sie dieses Interesse, dann würde auch der Wahlkampf in den einzelnen Mitgliedsstaaten anders aussehen. Nicht die „Provinzialisierung" würde im Vordergrund stehen sondern das Ziel ein Europa zu gestalten, dass wirklich für die Menschen da ist und auch die Zukunft des Kontinents im globalen Geschehen erfolgreich aufzeigen würde.

Es gilt den Kreis zu schließen. Es gilt unser Denken endlich so auszurichten, dass unser Leben, unser Handeln immer von Kompromissen getragen ist. Dies gilt es auch entsprechend zu vermitteln. Es gibt soviel Positives welches in diesem gemeinsamen Europa entstanden ist nur leider nicht von den Menschen wahrgenommen wird. Alles ist heute so selbstverständlich, dass es uns nicht mehr auffällt. Letzteres gilt auf nationaler wie auf europäischer Ebene. Es ist eben wie mit der Elektrizität, sie kommt eben ganz einfach aus der Steckdose. Das ist gut so, woher der Strom kommt ist ein anderes Thema. Da sind wir wählerisch und das „Müllhaldensyndrom" wir wirksam. Unser Glück ist, dass es Menschen gibt, die sich diesen Herausforderungen stellen und wir müssen ihnen dafür dankbar sein.