Bei Projekten zur Erstellung von Software (und generell bei IT-Projekten) wiederholen sich einige Fehler immer wieder. Welche Fehler sehr oft auftreten und wie diese vermieden werden können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Fehler 1: Unklarer Vertragstyp

Oft ist unklar, wie das IT-Projekt zivilrechtlich einzuordnen ist. Handelt es sich um einen Werkvertrag, einen Dienstvertrag, einen Kaufvertrag oder gar Mietvertrag? Aus dieser Qualifikation ergeben sich erheblich rechtliche Konsequenzen (unter anderem für die Leistungspflichten, Gewährleistungsansprüche oder Entgeltpflichten).

Die Lösung: Oft weisen IT-Projekte Facetten mehrerer zivilrechtlicher Vertragstypen auf. Dennoch sollte ein Vertragstyp “charakterisierend” und wegbereitend für das gesamte Projekt sein. Eine “Vertrags-Mixtur” sollte vermieden werden.

Fehler 2: Keine Struktur

Vor allem um das Projekt-Risiko zu reduzieren, sollte das IT-Projekt, bspw die Entwicklung einer Individualsoftware, in Phasen gegliedert werden. Zumindest die Planung-, Realisierungs-, und Wartungsphase sollten klar voneinander abgegrenzt sein.

Die Lösung: Eine klar definierte Phasenbildung, mit eindeutigen Abnahmekriterien und ausgewogenen Exit-Szenarien.

Fehler 3: Kein Projektmanagement

Die Rolle des Projektmanagements wird leider (immer noch) unterschätzt. Die damit verbundene Gefahr ist, dass die eine Hand (Auftraggeber) nicht weiß was die andere (Auftragnehmer) tut. Die Folge: Irreparable Informationsverluste.

Die Lösung: Gerade bei größeren Projekten ist die Installation eines übergeordneten Projektmanagers unverzichtbar. Dieser hat primär die Aufgabe, die Interessen- und Informationslage zwischen den involvierten Stakeholdern zu koordinieren und balancieren.

Fehler 4: Unspezifische Vorgaben des Auftraggebers

„Wer nicht weiß, wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt.“ (Mark Twain). Zwar muss der Auftraggeber zu Beginn des Projektes nicht im Detail jeden Aspekt bereits konkret “vor dem bildlichen Auge” haben. Dennoch, kein Projekt – auch kein “agiles” – sollte ohne einem Lastenheft starten.

Die Lösung: Wahrscheinlich der “Kardinalfehler” schlecht hin: IT-Projekte werde ohne einen konkreten Plan gestartet. Vielmehr ist anzuraten, in der Planungsphase ein Lasten- und korrespondierendes Pflichtenheft auszuarbeiten.

Fehler 5: Änderungen in der Realisierungsphase

Kaum ein IT-Projekt kommt ohne Änderungswünschen des Auftraggebers aus. Das ist grundsätzlich auch verständlich und sollte bei einer agilen Vorgehensweise auch realisierbar sein. Allerdings vergessen diese Vertragspartner oft, dass die Änderungen zeitliche, budgetäre und gelegentlich auch qualitative Konsequenzen zur Folge haben.

Die Lösung: Eine detailliertes Change-Management–Prozedere kann (bedingt) Abhilfe leisten. Jedoch: Antizipation ist besser als Reaktion. Zur Wichtigkeit der Planung siehe bereits Fehler 4.

Fehler 6: Kein Abnahmeprozedere

Ähnlich wie bei einer Immobilie (Wohnungsbesichtigung): Die finale Abnahme ist eine Zäsur. Bspw für Gewährleistungsfristen oder die anschließende Waruntgsphase. Ein häufiger Fehler ist hier, die Abnahme zum Zeitpunkt der “Inbetriebnahme” anzunehmen. Da dies (in der Regel) kein spezifisches Zeitpunkt (Termin) ist, ist von dieser Formulierung und Vorgehensweise abzuraten.

Die Lösung: Das Abnahmeprozedere sollte nach einem strikten Prozedere ablaufen und schließlich gut dokumentiert werden. Test-, Abnahme- und Mängelkriterien sollten vorab vertraglich definiert werden.

Fazit:

Die oben genannten Fehler:

wiederholen sich leider immer wieder bei IT-Projekten. Dabei wären sie, eine gute Planung vorausgesetzt, jedenfalls vermeidbar. Denn, um auf das Eingangszitat zurückzukommen, in diesem Fall sollte aus Kosten- und Zeitgründen die “Lernkurve” doch eher flach gehalten werden.


Foto: iStock. Dieser Beitrag ist am 6. Mai 2020 erschienen unter https://www.digital-recht.at/it-projekt-sechs-haeufige-fehler/