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Die zuletzt von Wolfgang Amann (Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH – IIBW) im Auftrag des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie veröffentlichten Wohnbauzahlen geben der Branche wie auch der Politik einige Hausaufgaben mit.

Zwar wurden noch nie so viele Baubewilligungen ausgestellt wie im vergangenen Jahr, dafür befinden sich die Wohnbauförderausgaben auf einem tiefen Niveau wie zuletzt im Jahr 1993. Während die hohen Baubewilligungszahlen Grund zur Freude geben, sollte dennoch ein differenziertes Urteil gebildet werden. Denn der deutliche Rückgang der Wohnbaufördermittel gibt gleichzeitig auch Grund zur Sorge. Zweifelsfrei ist es gut, wenn der Nachfrage nach Wohnraum endlich auch wieder ein entsprechendes Angebot gegenübersteht. Wenn dieses Wohnraumangebot jedoch hauptsächlich im freifinanzierten Bereich entsteht, dann ist diese Entwicklung in mehrerlei Hinsicht kritisch zu sehen.

Negativbeispiel USA

Zum einen entsteht der freifinanzierte Wohnbau meist dort, wo eine entsprechend finanzkräftige Kundschaft auch im Stande ist, die Mittel aufzubringen. In der Regel also in den urbanen Ballungszentren und dort in besseren Lagen. Marktwirtschaft funktioniert so, das ist nachvollziehbar. Jedoch wie reagiert der Markt, wenn sich die Zinslage deutlich verschlechtert? Wer sich ein Bild machen will, muss nur das Rad zehn Jahre zurückdrehen und auf die plötzlich verwaisten Häuser in den USA blicken, deren Bewohner plötzlich mit dem Kreditzinsniveau nicht mehr mithalten konnten.

Fehlende Lenkungseffekte

Zum anderen fehlt das Lenkungsinstrument, das die Wohnbauförderung zweifelsohne darstellt. Über die Wohnbauförderung wurden nicht nur günstige, stabile und langfristige Verbindlichkeiten eingegangen, sondern über die Wohnbauförderrichtlinien auch gewisse Lenkungseffekte erzielt – sei es im Hinblick auf Energieeffizienzanforderungen, die Art der Energieversorgung oder letztendlich die Region, in der man bewusst durch Beistellung von Wohnraum die Menschen halten konnte.

Kaum leistbare Wohnungen

Wer über die große Auslastung im freifinanzierten Wohnbau jubelt, denkt nicht weit genug. Denn die Beistellung von leistbarem Wohnraum ist eine gesellschaftspolitische Verantwortung. Alles dem freien Markt zu überlassen, forciert die Separation zwischen hochpreisigem und niedrigpreisigem Bausegment.

Doch genau der Mix zwischen den beiden Enden des Preisspektrums hat uns bislang dazu verholfen, Elendsviertel gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Politik ist gefordert und sollte das Thema »leistbares Wohnen« nicht bloß als Wahlslogan verstehen, sondern sich ernsthaft um das Thema kümmern.