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Mit BIM werden Gebäude und Bauwerke auch anhand ihres zu erwartenden, künftigen Erhaltungs- und Entsorgungskostenpotential vergleichbar – und das schon in der Planungsphase. In Zukunft wird es ähnlich dem Energieausweis einen Gebäudematerialpass geben. Die Grundlagen dafür werden derzeit an der TU Wien entwickelt.

Nachhaltig, ressourcenschonend, »responsible Design« – in den letzten Jahre sind diese Anforderungen an Gebäude immer deutlicher in den Vordergrund gerückt. Doch wie vergleicht man nachvollziehbar die in Größe, Struktur, Material u.v.m. unterschiedlicher Bauwerke miteinander, um z.B. zu ermitteln, wie viel Tonnen Material in der Zukunft entsorgt werden müssen oder recycelt werden können – und vor allem welches und wann?

Ist diese Frage bisher nur mit umfangreichen Datenerhebungen und Prüfungen zu beantworten, bietet der BIM-Prozess die Möglichkeit, die notwendigen Kennzahlen direkt in den BIM-Bauteilen zu hinterlegen und dadurch »modellsynchron« auszuwerten. CO2/SO2-Belastung, Energiebedarf, Lebensdauer, Recyclingmassen, Restmassen etc. werden in Qualität und Quantität direkt in der Planungsphase abrufbar. Damit werden Gebäude und Bauwerke auch anhand eines Teils ihres zu erwartenden, künftigen Erhaltungs-/Entsorgungskostenpotenzials vergleichbar.

Dies ermöglicht wiederum Bauherrn, prüfbare Anforderungen im Vergabeverfahren konkret zu definieren. Wer nun glaubt, dass diese Begehrlichkeiten aus der »Öko-Ecke« kommen, der irrt. Vielmehr sind es die international agierenden Investoren, Bauträger und Immobilenverwalter, die genau wissen möchten, was sie in ihr Portfolio aufnehmen. – »It’s the economy, stupid«. Ähnlich dem Energieausweis braucht es einen »Gebäudematerialpass«, der einerseits Auskunft gibt, welche Tonnagen wann zu entsorgen oder recyclen sind und welche Umwelt-/Klimabelastungen bei der Herstellung entstanden, anderseits dies in eine einfache Bewertungsnote gießt, um unterschiedliche Bauwerke vergleichen zu können. Die Grundlagen und die praktische Umsetzung des »Gebäudematerialpasses« werden derzeit am Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement der TU-Wien erarbeitet und auf Praxistauglichkeit überprüft. Es wird noch dauern, bis der »Gebäudematerialpass« genau so selbstverständlich ist wie der Energieausweis – doch er wird kommen. Vielleicht können ja auch Schätze gehoben werden – Stichwort: Urban Mining.