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Abseits der Piste

Ein Raunen ging durch den prall gefüllten Schladminger Zielraum als der Drittplatzierte nach dem ersten Durchgang, der Schwede Jens Byggmark, trotz immer schlechter werdender Streckenverhältnisse eine Fabelzeit auf die Piste knallte. 1,55 Sekunden Vorsprung auf den im zweiten Durchgang lange führenden Schweizer Marc Berthod ließen bei einigen Zusehern Zweifel an der korrekten Zeitmessung aufkommen. Doch schon der nächste Läufer, Benni Raich, zeigte, was auf der Strecke für Ausnahmekönner noch möglich ist. Mit 38 Hundertstel Vorsprung sorgte er für einen rot-weiß-roten Sieg auf der Planai und zerstreute die hinter vorgehaltener Hand geäußerten Zweifel an der Richtigkeit der Zeitmessung. Dafür, dass bei der Zeitnehmung alles mit rechten Dingen zugeht und der auf der Strecke schnellste Läufer auch tatsächlich zum Sieger gekürt wird, sorgt Siemens in Zusammenarbeit mit dem Sportzeitmessungsspezialisten Alge Timing.

Ein holpriger Start
Noch bis 2009 ist Siemens für das Datenmanagement bei FIS-Rennen in österreich - mit Ausnahme von Kitzbühel - und Kanada verantwortlich, dann wechselt die Verantwortung zu Longines. Sehr zum Leidwesen von Projektleiter Andreas Philipp, der den Weltcupzirkus gerne noch länger begleitet hätte, schließlich \"wurde das System extra für den Weltcup entwickelt“. Das Siemens-System ist für sämtliche relevanten Daten eines Rennens verantwortlich. Fünf Techniker und 600 Kilogramm Equipment sollen für einen reibungslosen Rennverlauf sorgen. Pannen wie im Jahr 2004 sollen unbedingt vermieden werden. Damals haben Siemens und Alge eben erst die Verantwortung für Zeitnehmung und Datenmanagement von Swatch übernommen. Schon beim Debüt in Sölden kam es kleineren Problemen, wurden die Zeiten verzögert übermittelt. Zum GAU kam es beim \"Chaos-Slalom“ von Schladming. Eine zu früh ausgelöste Zeitnehmung führte zu einer nachträglichen Zeitkorrektur und Rückreihung von Läufern. Der Italiener Giorgio Rocca, selbst von der Zwangsversetzung in die hinteren Ergebnisregionen betroffen, sprach daraufhin von einer \"österreichischen Skimafia“. Kein besonders gelungener Start für Siemens und Alge. Dem verpatzten Start folgte eine furiose Aufholjagd. Mittlerweile sind Siemens und Alge geschätzte Partner von FIS und öSV. Drei voneinander unabhängige Systeme messen Start-, Zwischen- und Endzeit. Fünf Notebooks, vier Drucker, rund sechs Kilometer Kabel sowie WLAN-Router und Antennen sorgen für Visualisierung der elektronischen Impulse. Die visualisierten Daten werden in die von Siemens entwickelte Datenbanklösung eingespeist und via WLAN in Echtzeit an TV-Kommentatoren, übertragungswagen und den Live-Ticker der FIS-Homepage gesendet. Die TV-Kommentatoren erhalten auf ihren Notebooks das aktuelle Ranking, die Teilabschnittszeiten, die weitere Startliste und die Ergebnisse der letzten Rennen. Kommentator-Urgestein Robert Seeger war von dem System wenig angetan. Von ihm ist der Sager überliefert, dass damit \"jeder Idiot ein Rennen kommentieren kann“.

Der gläserne Athlet
Einen besonderen Mehrwert bietet Siemens den Trainern des öSV-Teams. Mittels Outdoor-Tablet-PCs werden sie mit allen relevanten Daten zu Rennzeiten, Läuferdaten und Weltcup-Plätzen versorgt. Was bislang mühsam per Hand festgehalten und mittels Setzkästchen weitergegeben wurde, funktioniert jetzt vollelektronisch. Während eines Rennens erhalten die Trainer in Echtzeit die jeweiligen Teilabschnittszeiten, können so die Stärken und Schwächen ihrer Schützlinge analysieren und anhand der gemessenen Zeiten nachkommende Läufer vor besonders heimtückischen Streckenabschnitten warnen.

Kleine Probleme, rasche Lösung
Ganz vor Problemen war man aber auch beim Nachtslalom 2007 in Schladming nicht gefeit. \"Die HDTV-übertragung des ORF machte uns schaffen, \" sagt Philipp, \"die senden mit einer enorm starken Leistung, das beeinträchtigt unser WLAN-Netz.“ Ein Problem, das relativ leicht zu lösen war. Anstelle des WLAN-Netzes setzten die Siemens-Techniker wieder auf das gute alte Kabel. Einem Fest in rot-weiß-rot stand nichts mehr im Wege.

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