Gut kombiniert
- Written by Redaktion_Report
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Die Konjunktur springt nur zögerlich an, die Arbeitslosenzahlen klettern auf Rekordhöhe. Freie Arbeitsplätze sind Mangelware und entsprechend heiß begehrt - sollte man meinen. Dennoch bleiben Unternehmer auf Tausenden Stellen pro Jahr sitzen, weil keine Arbeitskräfte gefunden werden können. Der Lohn für diese Jobs ist extrem niedrig und bietet deshalb auch für langjährige Beschäftigungslose keinen Anreiz, da er die Notstandshilfe kaum übersteigt oder zur Existenzsicherung nicht ausreicht. Die Billigjobs - zumeist Teilzeitstellen - gibt es vor allem im Handel, bei Reinigungsfirmen und in der Gastronomie, vereinzelt aber auch im Bürobereich. Oft wird als einzige Qualifikation der Pflichtschulabschluss verlangt. Trotzdem konnten, so AMS-Chef Herbert Buchinger, im Vorjahr 20.000 offene Stellen wegen des geringen Lohns nicht besetzt werden.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Das vorerst auf ein Jahr befristete Kombilohnmodell soll die Billigjobs ein wenig attraktiver machen. Das Arbeitsmarktservice ergänzt den Tariflohn bis zur Einkommensgrenze von 1000 Euro. Die Höhe des Arbeitgeberzuschusses beträgt dabei 15 Prozent des Bruttolohns. Bei schwer integrierbaren Personen, die mehr als zwanzig Stunden beschäftigt werden, kann das AMS den Arbeitgeberzuschuss auf bis zu 66 Prozent erhöhen. Zielgruppen sind Jugendliche unter 25 Jahren und Personen über 45, die bereits länger als ein Jahr beschäftigungslos sind. Durch die eingesparten Versicherungsleistungen soll sich das Beihilfenmodell selbst finanzieren. Die Kosten für vorerst 3000 geförderte Arbeitsplätze beziffert Wirtschaftsminister Martin Bartenstein mit maximal 14,1 Millionen Euro. Insgesamt sollen 5000 Stellen durch diese Beihilfe aufgefettet werden. Bartenstein sieht die Kombilohn-Arbeitsplätze als »Durchgangsstation zur Vollerwerbstätigkeit und nicht als Endstation« für Langzeitarbeitslose. Schließlich hätten diese Menschen erstmals wieder die Möglichkeit, Berufspraxis zu sammeln.
McJobs?
Oppositionelle Kritik blieb trotz des sozialen Bekenntnisses nicht aus: Ohnehin bereits armutsgefährdete Personen werden durch diese Maßnahme in ein schlecht bezahltes Arbeitsmarktsegment gedrängt, meinen SPö und Grüne. »Verschleierte Subventionen an Unternehmen«, tönt der öGB. Da vorwiegend Teilzeitstellen gefördert würden, werde der Wechsel in eine Vollzeitbeschäftigung außerdem zusätzlich erschwert. öGB-Präsident Fritz Verzetnitsch gibt zu bedenken, dass mit dem Kombilohnmodell ausschließlich der Niedriglohnsektor ausgebaut wird. Natürlich sei es besser, dass jemand überhaupt Arbeit bekäme, »aber ich kann mich doch nicht damit zufrieden geben, Menschen billige Jobs zu vermitteln«, so der Gewerkschaftsboss. Insbesondere bei Jugendlichen müsse verstärkt auf Ausbildung und Qualifikation gesetzt werden - der Kombilohn könne bestenfalls ein erster Schritt zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt sein. Versöhnlicher zeigt sich Caritas-Präsident Franz Küberl, der jedoch flankierende Maßnahmen für Kombilohnbezieher fordert. Durch die lange Arbeitslosigkeit hätten die betroffenen Personen oft massive finanzielle, soziale oder gesundheitliche Defizite, die die Bewältigung eines geregelten Arbeitsalltags zusätzlich erschweren. Für eine nachhaltige Reintegration sei ein Jahr Förderung »einfach zu kurz«, so Küberl.