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Tief im Berginneren

Foto: Der offizielle Tunnelanschlag erfolgte durch eine Sprengung, die von Tunnelpatin Kathleen Cox ausgelöst wurde. Aus Sicherheitsgründen erfolgte die Sprengung in einem anderen Tunnelabschnitt, abseits der Feierlichkeiten. Foto: Der offizielle Tunnelanschlag erfolgte durch eine Sprengung, die von Tunnelpatin Kathleen Cox ausgelöst wurde. Aus Sicherheitsgründen erfolgte die Sprengung in einem anderen Tunnelabschnitt, abseits der Feierlichkeiten.

Das Baulos H51 Pfons-Brenner ist ein Projekt der Superlative. Entsprechend groß fielen auch die Feierlichkeiten zum offiziellen Tunnelanschlag aus. Ein Projekt dieser Größenordnung stellt die ausführenden Unternehmen aber auch vor einige Herausforderungen. Aktuell muss die ARGE H51 vor allem in Sachen Logistik und Deponierung des Ausbruchsmaterials Lösungskompetenz zeigen.

Der Tunnelbau ist die Königsdisziplin im Bauwesen. Denn man weiß nie, was sich vor dem Schild befindet. Deshalb kommt es bei einem Großprojekt wie diesem auf das Know-how der Mineure an«, streute PORR CEO Karl-Heinz Strauss seinen Mitarbeitern anlässlich der Tunnelanschlagsfeier für das Baulos H51 Pfons-Brenner Anfang Juli Rosen. Wie zur Bestätigung von Strauss’ Worten hatten wenige Tage später die Kollegen vom Semmering Basistunnel mit massiven, unerwarteten Wassereinbrüchen zu kämpfen. Beim Brenner Basistunnel blieben die Mineure bislang von unliebsamen Überraschungen verschont. »Bis zum heutigen Tag sind die geologischen Verhältnisse in etwa so wie erwartet«, erklärt ARGE-Geschäftsführer Jan Schwind. Allerdings lässt ein Erkundungsstollen, der bis in den Bereich von H51 ragt, die eine oder andere Schwierigkeit erahnen. Mit größeren Wassereinschlüssen wird ebenso gerechnet wie mit losem Gestein.

Projekt der Superlative

Auch ohne diese Schwierigkeiten ist das Baulos H51 ein ganz besonders ­Projekt. Mit einem Auftragsvolumen von 966 Millionen Euro ist es das größte Baulos des Brenner Basistunnels und der größte jemals vergeben Einzelauftrag in der Geschichte Österreichs. Bis 2025 werden von der aus den österreichischen Baukonzernen Porr Bau GmbH und G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H. sowie den italienischen Unternehmen Società Italiana per Condotte d’Acqua S.p.A. und Itinera S.p.A. bestehenden Arbeitsgemeinschaft 52 Tunnelkilometer, davon 37 km Haupttunnelröhren, rund 9 km Erkundungsstollen sowie eine Nothaltestelle und eine Überleitstelle bei St. Jodok am Brenner, vorgetrieben. Etwa 32 km Haupttunnel werden mittels Tunnelbohrmaschinen (TBM) maschinell aufgefahren. Die restlichen 5 km werden im bergmännischen Sprengvortrieb ausgeörtert. Derzeit arbeitet man an vier Vortrieben mit Sprengungen, maximal sieben Vortriebe wird es geben. In Abständen von 333 m verbinden insgesamt 55 Stollen, sogenannte »Querschläge«, die beiden Haupttunnel. Diese Querschläge erfüllen sowohl eine logistische als auch eine Sicherheitsfunktion.

Ausstehende Hürden

Neben den zahlreichen Superlativen stellt ein Projekt wie das Baulos H51 die ausführenden Firmen aber auch vor einige Hürden. Die größten Herausforderungen sind laut Jan Schwind neben der reinen Projektgröße und der Koordination über zwei Staaten aus jetziger Sicht vor allem die Logistik und Deponierung des Ausbruchs.

Schon die Baustelleneinrichtung ist aufgrund der beengten Platzverhältnisse alles andere als einfach. Sämtliche Materialien müssen durch den Zufahrtstunnel »Wolf« an- und abtransportiert werden. Dies führt laut Schwind mitunter zu Verzögerungen aufgrund der räumlichen Situation. »Sämtliche Bauabläufe müssen auf diese nicht optimalen Rahmenbedingungen abgestimmt werden.« Auch die Tübbinge, mit denen die Tunnelwände ausgekleidet werden, können aufgrund des Platzmangels nicht vor Ort produziert werden. Die Lagerkapazitäten vor Ort reichen für maximal fünf bis sieben Tage. Zu einer nicht minder großen Herausforderung wird die Deponierung des Ausbruchsmaterials werden. Speziell dann, wenn im nächsten Jahr zusätzlich zu H51 auch das Baulos H41 startet. Dafür wurde im nahegelegenen Padastertal Europas größte Deponie für Ausbruchsmaterial errichtet. Rund ein Drittel der erwarteten 4 Mio. Kubikmeter soll stationär aufbereitet und wiederverwertet werden, der Rest des Ausbruchs der Deponie zugeführt werden.

Bild oben: Porr CEO Karl-Heinz Strauss bei der Enthüllung des bronzenen Tunnel-Patin-Schildes.  

Offizieller Tunnelanschlag

Doch bevor es so weit ist, wurde Anfang Juli erst einmal ordentlich gefeiert. Knapp fünf Kilometer im Berginneren wurde im Beisein von EU-Koordinator Pat Cox, seiner Frau Kathleen Cox als Tunnelpatin, DG Move Direktor Herald Ruijters, Peter Endrizzi von der Brenner Corridor Platform (BCP), PORR CEO Karl-Heinz Strauss sowie BBT SE-Vorstand Konrad Bergmeister, die östliche Haupttunnelröhre Richtung Norden angeschlagen. Nach der Segnung durch Albert Moser, den Pfarrer der Gemeinde Steinach am Brenner, erfolgte die Sprengung durch »Tunnelpatin« Kathleen Cox. Um die zahlreichen Gäste nicht zu gefährden, erfolgte die symbolische Sprengung in einem anderen Tunnelabschnitt, zu spüren war eine leichte Erschütterung aber auch dort, wo die Festlichkeiten stattfanden und sich ein ehrfürchtiges Schweigen breitmachte.      

Baulos BBT H51 »Pfons-Brenner«

- Auftraggeber: BBT SE Galleria di Base del Brennero Brenner Basistunnel Gesellschaft
- Auftragnehmer: ARGE PORR Bau GmbH, G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H., Società Italiana per Condotte d’Acqua S.p.A., Itinera S.p.A
- Fertigstellungsfrist: 74 Monate
- Ausbruch: 4 Mio. m³
- Verbauter Beton: 2 Mio. m³
- Verbauter Stahl: 84.000 t
- Auftragsvolumen: EUR 966 Mio.

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